Das jährliche Weinfest in Bardolino am Gardasee ist ein Highlight für Wein- und Kulturliebhaber. Anfang Oktober verwandelte sich die Stadt zum 93. Mal in ein lebendiges Spektakel: volle Straßen, gesellige Menschen und, in diesem Jahr, reichlich Regen. Das hält uns aber nicht auf! Ich nehme euch mit auf eine fotografische Reise – klassisch und authentisch im Reportage-Stil mit einem 35mm-Objektiv. Los geht’s, vom „Haus von Mimi“ bis zur Seepromenade von Bardolino.
Regenstimmung zum Weinfest
Seit zwei Tagen gießt es in Strömen. Das macht den Besuchern des Festa dell’Uva e del Vino das Feiern nicht gerade leicht. Doch der Oleander perlt voller Gelassenheit.
Für die rund 100.000 Besucher ist das Wetter weniger attraktiv. Doch die Erfindung des Regenschirms vor 5.000 Jahren sichert einen milden Verlauf. Der Alkohol sorgt später für den Rest.
Streifzug durch Bardolino – Entdeckungen im Detail
Der Regen prasselt auf meine Kamera, während ich durch die Gassen schlendere und mein 35mm-Objektiv auf kleine Details richte.
Mich amüsieren die Namen der Geschäfte. »Bimbo Bimba«, klingt ja süß. DeepL sagt, es steht für „kleines Mädchen“.
Wo ist eigentlich meine Tochter?
Aus dem Kinderwagen ist sie längst rausgewachsen; für den Weingenuss aber noch nicht erwachsen.
Lebhaftes Treiben an der Promenade
An der Seepromenade dominieren die Heerscharen der Regenschirme.
Eine gesellige Anonymität entsteht. Verrätst du mir deinen Namen?
Während man sich anfangs noch an den Ständen vorbeischlängeln kann …
… gibt es irgendwann kein Entkommen mehr. Die Händler buhlen mit lautem »Cioccolato?« um Aufmerksamkeit – und wer kann schon zu Schokolade nein sagen?
Vier Euro später sind wir im Schokoladenhimmel angekommen, mit Erdbeeren: »Molto gustoso!«
An den zahlreichen Weinständen geht das Probieren in die nächste Runde.
Die Stimmung wird zunehmend lebhafter und erinnert an das Oktoberfest, nur eben italienisch und mit weniger Lederhosen.
An vielen Stellen wird über den Durst getrunken. Aber Obacht! Wer mit Regenschirm fährt, wird abkassiert?
Rückzug in den Hafen
Mir wird es zu viel (ohne getrunken zu haben). Ich flüchte vor den Menschenmassen und laufe Richtung Hafen.
Ent’schleunigung?
Italiener unter sich. Die beiden haben sich viel zu erzählen. Ich geselle mich zu ihnen. 35mm schafft Nähe.
Wieder zurück in den Trubel
Die Ruhe währt nicht lang, denn schon höre ich meine Kinder rufen: »Papa, komm mal her. Hier gibt‘s Süßigkeiten!«
Während ich den ersten Stand noch erfolgreich abwehren kann, scheitere ich am zweiten. Die gebrannten Mandeln werden zur süßen Belohnung, und die durchweichten Schuhe verlieren plötzlich an Bedeutung.
Während mir Regentropfen über die Augenbrauen laufen, verschwimmt die Sicht. Rot und schwarz: Steht hier die Brockenbahn?
Nicht ganz. Wir sind am Gardasee und nicht im Harz! Vom Regen in die Traufe Traube. Mit leuchtend rubinroter Farbe, zart fruchtig und duftend.
Magische Blaue Stunde in Bardolino
Die Blaue Stunde senkt sich über den Hafen, und Bardolino erscheint im romantischen Licht der untergehenden Sonne. Die Boote schaukeln sanft im Wasser …
… während das Riesenrad in der Ferne verwaist im Regen steht.
Um 19:15 Uhr legt die letzte Fähre ab, und es wird Zeit, den Tag langsam ausklingen zu lassen.
Abschied mit Kerzenlicht in der Kirche San Nicolò
Zum Abschluss besuchen wir die wunderschöne Kirche San Nicolò.
Wir zünden Kerzen an – ein Moment der Stille und des Gedenkens an unsere zwei Kaninchen, die leider kurz vor dem Urlaub auf tragische Weise von uns gegangen sind.
Doch wir blicken nach vorne! Auf die Piazza Giacomo Matteotti.
Das Leben ist eben keine unendliche Geschichte. Aber warte: ist das hier nicht Fuchur, aus dem gleichnamigen Film?
„Jede wahre Geschichte ist eine unendliche Geschichte“, vor allem in den goldenen Nachtlichtern von Bardolino.
Danke, dass du bis hier gekommen bist und mich auf dem kleinen Streifzug durch Bardolino begleitet hast.
Fazit: 35mm – die ideale Brennweite für Reportagefotografie
Mit dem 35mm-Objektiv durch Bardolino zu streifen, war eine bewusste Entscheidung. Es ist leicht, unaufdringlich und perfekt für Reportageaufnahmen. Ohne Zoom und Stativ, dafür mit dem Auge fürs Detail, fängt man die authentischen Momente viel intensiver ein. Selbst bei schlechtem Wetter entstehen so die besten Bilder.
Ob als Hobbyfotograf oder Profi: Bardolino bietet zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter einzigartige Fotomotive. Das Weinfest ist der perfekte Anlass, sich kreativ auszuleben. Also packt eure Kamera ein und lasst euch inspirieren – vielleicht beim nächsten Festa dell’Uva e del Vino!
9 Kommentare
Hallo Thomas,
danke für deinen Bericht. (Wollte eigenlich gerade raus, um den Herbst zu fotografieren, aber genau in diesem Moment verschwand die Sonne!) Also mal an den PC … und ein Blog-Beitrag von dir kündigte sich an. ….
Nicht ganz so spektakulär wie der von den Lofoten, 🤣🤣🤣 aber interessant und unterhaltsam zum Sonntag Vormittag.
Beim Anschauen der Fotos verspüre ich den Wunsch, mit dir u.a. über den Einsatz von Offenblende und Unschärfe reden. (bei einem Glasel Wein??)
Falls du mal in Naumburg und Umgebung dein (un)Wesen treiben willst, dann sag gern Bescheid! Du kann hier viele Motive finden – gern auch gemeinsam)
Jedenfalls bleib am Ball, mit deinen Reiseberichten… Wir lesen sie!!
Liebe Grüße
Udo
Hallo Udo,
dann hat das Timing ja gut gepasst. Die Sonne in Naumburg zeigt sich heute aber ab 12 Uhr wieder. Nutze Sie! Viel Spaß beim Fotografieren.
Ich bin übrigens zwei Jahre täglich von Halle nach Jena gependelt, kenne die Region also recht gut und hatte auch viele Ausflüge gestartet. Radtouren mit der Familie von Naumburg nach Bad Kösen, mit dem Paddelboot auf der Saale, Weinmeile am Blütengrund etc.
Viele Burgen, viel Natur. Eine wirklich lohnenswerte Gegend. Aber bisher kein Blogbeitrag? Stimmt. Das muss ich mal nachholen und melde mich dann gern.
Gruß
Thomas
Hallo Thomas,
eine wunderbare Reportage in Bild in Wort! Trotz Regen wäre ich gerne dabei gewesen! Wirklich! Die Brennweite passt genau. Mitreißende Fotos, Trotz der Vielzahl nie langweilig. So soll es sein!
Gratulation!
Volker
Danke Volker 🙂
Hallo Thomas,
schön, wieder mehr von Dir zu lesen. 35mm sind eine tolle Brennweite. Ich persönlich finde sie auch nach wie vor schöner als 28mm, die gefühlt zuletzt als „neues 35mm“ propagiert worden sind. Da reizt es mich direkt wieder, beim nächsten Urlaub meine X100F mitzunehmen, die genau die 35mm abdeckt… mal sehen. 🙂 Ich finde, der Regen macht die Bilder nicht schlechter. Besonders die Bilder im Dunkeln gefallen mir wegen der Spiegelungen auf dem nassen Boden sehr gut.
Liebe Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
schön dass du als Leser erhalten geblieben bist 🙂
Ich mag die 35mm als Brennweite auch sehr gern. Im Unterschied zu 50mm – und eben auch zum 40mm f/2 – hat man wirklich die volle Flexibilität.
Ohne es in der Praxis ausprobiert zu haben würde ich sagen, dass mir bei 28mm schon wieder zu viel im Bild ist, bzw. ich hätte die Sorge, dass es dann mit der Freistellung weniger gut klappen würde. Man müsste noch näher ran, bräuchte eine noch offenere Blende. Und am Ende müsste man wahrscheinlich zur Leica Q3 greifen und sich finanziell so richtig in den Ruin stürzen 🙂
Also lass uns bei 35mm bleiben. Insgeheim war es an der Nikon auch nur der Versuch, zur kommenden Black Friday ggf. den Kauf einer Fujifilm X100V zu rechtfertigen :-p
Auf einen ähnlichen Zug bist du ja bereits aufgesprungen 🙂
In diesem Sinne, es bleibt spannend!
Wir lesen uns im nächsten Beitrag
Gruß
Thomas
Wo soll ich als Leser auch hin? 😀
Oh, die X100-Serie ist toll. Und schont den Geldbeutel auch deutlich mehr als die Leica Q3. Zwar ist f2.0 an APS-C nicht das gleiche wie 1.8 an Vollformat, aber bisher habe ich das an meiner X100F auch nicht vermisst. Das Gewicht ist dann, gerade bei Urlaub mit der Familie, aber wieder ein Thema.
Ich muss zugeben, dass ich zwischendurch auch ein Fan von 50mm bin. Die einfache Lösung: der Telekonverter für die X100, der genau das macht. 😀
Ich bin gespannt, was beim Black Friday rumkommt. Ich bleibe auf jeden Fall am Ball.
Eine tolle Reportage. Die Bilder in 35mm übermitteln wirklich eine tolle Stimmung und machen Lust auf Italien 🙂
Danke Futzipelz 🙂
Dann warte ab, bis ich die Fotos bei schönem Wetter raushole :-p