Das AF-S Nikkor 20 mm 1:1,8 G ED (Affiliate-Link) ist das beste Objektiv, das Nikon je gebaut hat! Ein provakanter Einstiegssatz, ich weiß. Bevor du jetzt wegklickst: Nein! Ich bin nicht von Nikon gesponsert. Ich habe das Objektiv selbst bezahlt und nutze es seit einem Jahr: immer, überall und mit großer Begeisterung. Wenn du nach einem Ultraweitwinkel-Objektiv für deine Nikon-Vollformat-Kamera suchst, dann lies diesen Beitrag.
Die Kurzversion – für die faulen* Leser
*Du bist natürlich nicht gemeint 😉
Die Vorteile vom AF-S Nikkor 20 mm 1:1,8 G ED
- Perfekte Brennweite für Landschaftsfotografen
- Sehr kompakt und leicht (354 g)
- Messerscharf und kontrastreich
- Hohe Lichtstärke, ideal für Fotos der Milchstraße
- So gut wie keine Verzeichnung (ungewöhnlich für Ultraweitwinkel)
- Schraubfilter lassen sich ohne Bastelei verwenden (ND-und Polfilter)
- 77 mm Filtergewinde, genau wie beim 24-70 f/2.8, 70-200 f/2.8
- Naheinstellgrenze nur 20 cm
- Der Sonnenstern ist grandios, »Junge, Junge, es ist unfassbar!«
Die Nachteile
- Der manuelle Fokus (bei Nacht) ist eine Zumutung!
- Gelegentliche chromatische Aberrationen
- Man muss bereit sein, 749 EUR für eine Festbrennweite zu investieren
- Nach dem Lesen des Beitrags wirst du die 749 EUR investieren müssen 🙂
Die Langversion – für alle Genießer
Freut mich, dass du noch da bist. Du bist also keiner dieser flüchtigen Leser, die pro Beitrag maximal 30 Sekunden Zeit mitbringen. Gut, dann kann ich ja in meiner gewohnten Ausführlichkeit abschweifen.
20 mm – Die perfekte Brennweite
Ich fotografiere seit acht Jahren hauptsächlich Landschaften. Die 24 mm meines Standardzooms waren mir selten weitwinklig genug. Um nicht ständig Panoramen zu schießen, habe ich mir das 14 mm Walimex-Objektiv gekauft. Aber 14 mm saugen einfach zu viel Vordergrund auf. 20 mm sind für mich der perfekte Kompromiss. Ich liebe die Brennweite, ich liebe den Look.
Der Größenvergleich
Ich bin viel auf Reisen unterwegs und trage die Kamera oft stundenlang im Rucksack mit mir rum. Größe und Gewicht sind daher ein echtes Thema. Letztlich war es das Hauptargument für das Nikkor 20 mm. Hier ein Größenvergleich.
Hier der direkte Vergleich zwischen dem Nikkor 20 mm und dem 14 mm von Walimex.
Die Bildqualität
Wer sich für Testcharts interessiert, den verweise ich gern auf photozone.de. Dort wurde das Nikkor 20 mm ausführlich getestet. Ich zeige stattdessen lieber ein paar Fotos, die ich damit gemacht habe.
Das Bokeh
Für ein Ultraweitwinkel zwar wenig relevant: Aber die Naheinstellgrenze von nur 20 cm, in Kombination mit einer Offenblende von 1.8, erlaubt es, ein Motiv im Vordergrund schön freizustellen.
Die Verzeichnung
Es gibt quasi keine Verzeichnung: sehr ungewöhnlich für ein Ultraweitwinkel-Objektiv. Das Nikkor 20 mm eignet sich daher gut für Architekturaufnahmen. Durch seine hohe Lichtstärke kann man auch in schwierigen Situationen noch gut aus der Hand fotografieren.
Sogar als Portraitlinse macht das 20 mm eine gute Figur. Gerade in Räumen mit wenig Licht: wie hier im Harz, als wir die neue Ausgabe vom ZIELFOTO-Magazin besprochen haben.
Der Sonnenstern
Der Sonnenstern ist ungewöhnlich schön, vor allem für ein Nikon-Objektiv. Für viele ist diese Kleinigkeit von hoher Bedeutung: für mich auch. Beim Nikkor 20 mm geht nicht nur die Sonne, sondern auch das Herz auf: wenn man diesen Sonnenstern sieht 🙂
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Den möchte ich nicht verschweigen. Ich bemühe mich stets um eine objektive Berichterstattung – darum teste ich Objektive. Oh je, der Wortwitz […] es ist mittlerweile 00:45 Uhr, die Konzentration lässt nach.
Das Problem mit dem manuellen Fokus
Zeit zum Meckern: Also Nikon! Was habt ihr euch dabei nur gedacht? Der manuelle Fokus vom Nikkor 20 mm ist eine Zumutung. Sobald man den Fokus nur einen Millimeter über unendlich dreht, ist alles unscharf. Ich dachte erst mein Objektiv wäre kaputt. Jetzt kann ich den Fehler aber reproduzieren.
Zum Testaufbau: Meine Kamera steht auf einem Stativ. Ich habe einen Kalender fotografiert, der in 7 Metern Entfernung an der Wand hängt. Ich habe zwei Fotos gemacht und einen 100% Crop des Kalenders ausgeschnitten.
Steht der Fokus exakt auf dem Unendlichzeichen ist alles scharf. Das Problem ist: wenn ich nachts fotografiere, fällt es mir oft schwer den Fokusindikator genau auf unendlich zu stellen. Es passiert mir oft, dass ich an den großen Fokusring vom Objektiv komme, z.B. wenn ich die Kameraeinstellungen ändern möchte. Ist der Fokus auch nur einen halben Millimeter über dem Unendlichzeichen, ist alles unscharf. Nicht immer merkt man sowas sofort. Gerade bei Aufnahmen der Milchstraße hat es mir schon oft das Bild versaut, zuletzt bei der Teufelsmauer im Harz. Das ist bei anderen Objektiven besser gelöst. Mein Walimex 14 mm f/2.8 hat eine Sperre bei unendlich.
Die Vignette
Machen wir weiter mit den »Schwächen« des Nikkor 20 mm. Es neigt zu einer hohen Vignettierung, besonders bei Offenblende. Das ist keine wirkliche Überraschung und lässt sich auch problemlos über die Objektivkorrektur beheben. Es ist ein Klick in Lightroom, der bereits Teil meines Import-Presets ist.
Chromatische Aberration
Anders ist die Situation bei den chromatischen Aberrationen, die beim Nikkor 20 mm leider häufig auftreten. Gemeint sind die unschönen Lila Säume, die besonders bei Gegenlichtsituationen auftreten. Oft reicht hier die automatische Korrektur in Lightroom nicht aus. Ich muss meist per Hand nachkorrigieren, was dann aber problemlos funktioniert. Es kostet aber einen zusätzlichen Klick.
Gibt es Alternativen zum Nikkor 20 mm?
Ja, natürlich gibt es Alternativen. Sie sind aber alle größer, schwerer und teurer. Hier eine vergleichende Übersicht:
Objektiv | Gewicht | Größe | Offenblende | Preis |
---|---|---|---|---|
Sigma 20mm F1,4 DG HSM | 1,2 kg | 9,1 x 9,1 x 13 cm | 1.4 | 835 EUR |
Tamron SP 15-30mm F/2.8 Di VC USD | 1,1 kg | 14,5 x 9,8 x 7 cm | 2.8 | 885 EUR |
Nikkor AF-S 14-24mm 1:2,8G ED | 0,97 kg | 9,8 x 13,2 x 9,8 cm | 2.8 | 1819 EUR |
Nikon AF-S Nikkor 16-35mm 1:4G ED VR | 0,68 kg | 12,5 x 8,3 x 8,3 cm | 4.0 | 1139 EUR |
Nikon AF-S 20 mm 1:1,8 G ED | 0,35 kg | 8,3 x 8,1 x 8,3 cm | 1.8 | 749 EUR |
Wenn Gewicht und Größe keine Rolle spielen, ist das Sigma mit Sicherheit die beste Alternative. Wer mehr Flexibilität bei der Brennweite sucht, ist mit einem der drei Zoom-Objektive gut beraten. Das Nikkor 16-35 mm hat allerdings keine besonders gute Bildqualität. Das Nikkor 14-24 hingegen ist großartig: hat aber einen stolzen Preis. Das Tamron 15-30 mm ist aus meiner Sicht die Nummer Eins der Zoom-Alternativen. Ich habe es auf meiner Harzreise mit Stephan Wiesner getestet. Ein tolles Objektiv, aber für mich zu groß und schwer. Interessant war auch, dass ich trotz Zoom mehr als 90% aller Bilder zwischen 19-21 mm aufgenommen habe. 20 mm sind für mich daher die perfekte Brennweite.
Fazit
Ich wiederhole mich: Das Nikkor AF-S 20 mm 1:1,8 G ED ist das beste Objektiv was Nikon je gebaut hat. Es ist nicht das perfekte Objektiv, aber für mich der beste Kompromiss aus Gewicht, Größe, Preis und Qualität. Von mir eine ganz klare Kaufempfehlung. Ich liebe es!
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7 Kommentare
Hallo Thomas,
liest sich gut dein Testbericht. Kannst du bei diesem Objektiv etwas zum Vergleich mit einem Sigma 20mm 1.4 sagen? Ich schwanke noch zwischen dem Nikon und Sigma 20mm auf meiner Nikon D750….
Viele Grüße
Marco
Hallo Marco,
die Sigma-Art-Serie ist zweifelsfrei sehr gut, natürlich auch das 20er. Für das Nikkor spricht ganz klar die Größe, das Gewicht, der Sonnenstern! und die Möglichkeit Schraubfilter mit 77er Gewinde zu verwenden. Falls Geld eine Rolle spielt, dann natürlich auch die 100 EUR Preisdifferenz.
Die Frage ist wie immer: wie ist der Anwendungsfall? Ich habe mich gegen das Sigma entschieden, weil es sehr groß und vor allem sehr schwer ist: 950g vs. 355g (Nikkor) ist eine Menge! Für mich ein KO-Kriterium. Denn schon aus Gewichtsgründen bleibt mein 70-200 und das 24-70 zu oft zuhause. Das 20er-Nikkor hat man immer dabei. Es ist so leicht und unaufdringlich, dass man einfach gern damit fotografiert.
Das Sigma würde ich nur im Ausnahmefall mitschleppen. Beim Wandern oder auf Reisen wäre es mir nichts. Ich nutze auch gern ND-Filter am Ultraweitwinkel, das würde mit dem Sigma nicht funktionieren (gewölbte Linse). Formal besser ist das Sigma mit f/1.4 gegenüber f/1.8 vom Nikkor. Aber wenn ich auf 1 Jahr Nachtfotografie zurückblicke, so habe ich fast alle Fotos der Milchstraße mit Blende 2.0 geschossen.
Also Fazit: Wenn du nur gelegentlich fotografierst, mit dem Auto bis vor die „Tür“ fährst, keine Filter verwenden willst und Geld keine Rolle spielt, dann nimm das Sigma. Für alle anderen Fälle ist das Nikkor mit Sicherheit die bessere Wahl. Ich würde keine Sekunde zweifeln. Das Nikkor 20mm f/1.8 ist meine absolute Lieblingslinse 🙂
Dankeschön lieber Thomas, bin zwar immer noch hin und her grissen und werde mir jetzt mal ein Tamron 15-30 leihen. Ich berichte dann über meine Erfahrungen.
Herzliche Grüße
Marco aus Mannheim
Wenn das Tamron nicht so groß und schwer wäre, wäre es eine echte Option 😉
Hallo Thomas,
danke für deinen Testbericht. Konntets du dieses Objektiv auch mal mit dem Nikon 18-35mm f/3.5-4.5G vergleichen, bzw. kannst du etwas über die Pros und Cons dieser beiden Objektive im Vergleich sagen? Beide liegen ja im ähnlichen Preissegment und zeichnen sich durch die Kompaktheit, welche für mich bei Bergtouren wichtig ist.
Vielen Dank und viele Grüße
Bernd
Hallo Bernd,
das Nikkor 18-35 mm hatte mal ein Workshop-Teilnehmer von mir dabei. Ich konnte mir aber keinen umfassenden Eindruck verschaffen. In jedem Fall ist die Bildqualität vom 20 mm deutlich besser. Gewicht und Größe sind bei beiden Objektiven etwa gleich. Das 20er ist aber deutlich lichtstärker. f/1.8 vs. f/3.5 ist beim Fotografieren der Milchstraße bei gleicher Belichtungszeit eben ISO 2000 vs. ISO 6400. Und das ist ein riesen Unterschied!
Ein Vorteil ist die Flexibilität im Zoom-Bereich vom 18-35er. Aber letztlich ist das ein sehr minimaler Brennweitenbereich. Ich hatte bei meiner Tour mit Stephan Wiesner sein Tamron 15-30 mm geliehen und was kam raus? Fast alle Bilder sind im Brennweitenbereich zwischen 19-21 mm entstanden. Das 20er ist für mich absolut perfekt. Bin gerade auf den Lofoten und haben damit wieder 99% aller Bilder geschossen. Das 24-70 mm hab ich so gut wie nie benutzt. Gerade bei Landschaften / beim Wandern möchte man doch Weite zeigen (20 mm) oder etwas im Detail erfassen, z.B. die Berggipfel im Abendrot: da brauche ich dann aber das Tele (ab 100 mm). Mir würden die 35mm vom 18-35 also in der Praxis nichts nützen, zumal das Objektiv laut Testbericht in dem Brennweitenbereich auch die schlechteste Abbildungsqualität hat.
Fazit ist 100% klar: Ich kann dir nur das 20er empfehlen. Das 18-35 ist nichts weiter als ein mittelmäßiges Allround-Glas. Da würde ich an deiner Stelle lieber die Nikon zuhause lassen und alles mit der Sony RX100 fotografieren 🙂
Aber wie immer gilt: Alles subjektives Empfinden 🙂
Nicht zu vergessen ist: das 20er hat den besten Sonnenstern aller Nikon-Linsen und sowas gibt immer besonders viele Likes :-p
[…] zu kaufen. Konnte mich gerade noch so zurück halten. Mit meinem Nikon 20mm 1.8 (https://www.blogografie.de/nikkor_20mm_1-8-testbericht/) bin ich sehr zufrieden. Klar, mehr Weitwinkel ist für solche Fälle immer besser. In diesem Fall […]