»Hinter dem Hügel geht die Sonne unter«, sagt mir der Schweizer Fotograf Stephan Wiesner. Ich blicke auf den Brocken und kann mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Wir sind im Harz und hier sind nicht nur die Witze flach.
Seit Monaten arbeiten wir am ZIELFOTO-Magazin, was bei euch so wahnsinnig gut angekommen ist. Heute treffe ich Stephan zum ersten Mal persönlich. Wir suchen Fotospots für die zweite Ausgabe. Startpunkt ist Wernigerode, ein besonderer Ort für mich. Hier habe ich fünf Jahre gearbeitet und die Sehenswürdigkeiten der Harz-Region in meiner Dissertation untersucht. Es war auch der Ort, an dem ich vor vier Jahren den YouTube-Kanal von Stephan entdeckt habe. Jetzt stehen wir gemeinsam hier und fotografieren 🙂
Location Scouting im Harz
»Wo ist deine Kamera?«, frage ich Stephan. »Ich habe keine dabei, um die Tageszeit ist das doch sinnlos«. Wir sind auf dem Weg zum Hotel Steinerne Renne. Es erinnert mich an das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli, was in der Erstausgabe der GO! enthalten war. Aber Stephan ist unzufrieden. Er sieht den Fotospot nicht, ihm fehlen die führenden Linien. Der Anspruch ist hoch, das ZIELFOTO-Magazin (ehemals GO!) ist ein Premiumprodukt. Wir gehen weiter.
Nach einem Ausflug zum Kaiserturm laufen wir zum Agnesberg. Den Sonnenuntergang am Schloss genießen wir (kurz) und flitzen dann zur blauen Stunde auf den Marktplatz. Wir fotografieren das Rathaus und stellen fest, dass unsere Stative zu klein sind. Ich organisiere kurzerhand einen Tisch aus einem Café.
»Thomas, kannst du mal den Auslöser drücken, ich bin zu klein«, ruft Stephan mir zu. Wir ergänzen uns gut. Stephan hat die höhere Reichweite, ich habe den längeren Arm.
Die Hängebrücke an der Rappbodetalsperre
Die Nacht ist kurz. Um 03:55 Uhr schreibt mir Stephan, dass er bereits am Auto wartet. Wir fahren los, starker Regen beginnt. Unser Ziel ist die bis dato längste Hängebrücke der Welt (483 m). Der Regen hört schlagartig auf, als wir die Rappbodetalsperre erreichen. Wir haben großes Glück mit dem Wetter, auch wenn die Sonne den Aufgang verschlafen hat.
Das Ilsetal
Weiter gehts ins Ilsetal. Wir wandern 18 km auf dem Heinrich-Heine-Weg Richtung Brocken […] und suchen die Ilsefälle. Bewaffnet mit zwei Kameras, Mikrofon und Stativen. »Darf ich mal fragen was ihr da macht?«, fragt uns eine junge Frau. »Filmen«, antwortet Stephan. Dann gehen wir weiter (das Video gibt es am Ende des Beitrags). 600 Höhenmeter später haben wir noch immer keinen idealen Fotospot gefunden und die Zeit drängt.
Usertreffen auf dem Agnesberg
Für 19 Uhr hat Stephan ein Usertreffen in Wernigerode angesetzt. Auf dem Markplatz erwarten uns 17 FotografenInnen, bewaffnet mit großen Stativen. Nach dem anstrengenden Aufstieg zum Agnesberg präsentiert sich das Schloss in einer perfekten Lichtstimmung: Ein Mix aus Wolken, Sonne und Nebel.
Die Teilnehmer kommen voll auf ihre Kosten. Einige sind dafür weit angereist; von der Ostsee, aus der Nähe von Frankfurt, kein Weg schien zu weit. Vielen Dank dafür. Es war eine sehr angenehme Runde, mit begeisterten Menschen, die mit uns die Leidenschaft der Fotografie teilen.
Es ist kurz nach 22 Uhr. Der Tag war lang, eigentlich wollten wir ins Hotel. Doch der Himmel war inzwischen wolkenfrei. Und es ist Neumond! Wir fahren erneut zur Rappbodetalsperre – die Milchstraße fest im Visier. Doch die Hängebrücke liegt in dichtem Nebel. Der Vordergrund fehlt. Enttäuscht fahren wir zurück. Es ist 00 Uhr, als wir entscheiden, dass wir nicht aufgeben wollen! Wir steigen wieder ins Auto und fahren 30 Minuten weiter zum Hamburger Wappen, an der Teufelsmauer.
Besonders interessant ist die Höhle mit Sandboden. Wir fotografieren noch die Milchstraße, die senkrecht über uns steht. Dann schaue ich auf die Uhr. Der Fototag läuft seit fast 23 Stunden. Es ist 02:30 Uhr, als wir wieder im Hotel sind.
Der Westharz
Wir gönnen uns ein wenig Schlaf und wechseln am nächsten Tag in den Westharz. The Cabin heißt unsere neue Unterkunft – eine idyllische Hütte in Oderbrück Süd. Wir besichtigen die Grenzlandschaft in Sorge, dann gehen wir wandern. Wir laufen durch einen Wald voller toter Bäume. Nach 30 Minuten erreichen wir die Achtermannshöhe (926 m). Sie bietet einen tollen Ausblick zum Brocken und zum Wurmberg. Fotografisch aber ein wenig langweilig – für unseren Anspruch.
Langsam kenne ich den Harz besser als Bern
Am nächsten Morgen stehe ich 04:50 Uhr am Oderteich. Nebel, Wolken und ein betörendes Morgenrot erwarten mich. Nur Stephan fehlt; er hat verschlafen. Als er sich meldet, war der Himmel bereits entsättigt.
Fazit
In vier Tagen waren wir an vielen interessanten Fotospots im Harz. Die finalen Bilder und die ein oder andere Anekdote seht und lest ihr im Herbst. Dann erscheint die zweite Ausgabe vom Magazin, was exklusiv und limitiert im Shop bei Stephan Wiesner erhältlich sein wird. Wer zuerst kommt, liest zuerst!
Für alle, die bewegte Bilder mögen, gibt es zum Abschluss noch ein YouTube-Video unserer Harzreise. Gute Unterhaltung!
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