Kalsoy ist eine der 18 Inseln der Färöer, die man nur mit der Fähre erreicht. Schwimmen wäre zu weit. Und zu kalt. Kalsoy heißt zwar wörtlich »Männerinsel«, aber lass uns dennoch die Fähre nehmen. Bitte! Und falls sich weibliche Leser jetzt benachteiligt fühlen: Die Nachbarinsel heißt Kunoy, was übersetzt »Fraueninsel« bedeutet. Beruhigt? Man(n) muss ja heutzutage höllisch aufpassen: Gender Studies, Feminismus 2.0 […]
Wann ist ein Mann ein Mann?
So; damit sind alle Formalitäten aus dem Weg geräumt. Kommen wir zu den wichtigen Dingen im Leben: Wir wollen den Leuchtturm auf Kalsoy fotografieren. Er heißt Kallur und ist das Hauptmotiv der kleinen Insel.
Dieser Beitrag beantwortet DIR folgende Fragen:
Wo fährt die Fähre ab?
Was kostet die Überfahrt?
Wo kauft man die Tickets?
Wie viele Autos passen auf die Fähre?
Wie weit ist die Wanderung zum Leuchtturm?
Wie fotografiert man den Leuchtturm auf Kalsoy?
Wie gefährlich ist der schmale Pfad zum berühmten Felsvorsprung?
Wenn du es ganz eilig hast, kannst du direkt auf die jeweilige Frage klicken und landest per Sprungmarke bei der passenden Antwort.
Oder du bringst ein wenig mehr Zeit mit. Das würde mich sehr freuen! Dann wühlen wir uns gemeinsam durch den fluffigen Fließtext. Es liegen noch 1269 Wörter vor Dir. Bereit?
Die Vorfreude auf Kalsoy
Es ist ein herrlicher Morgen in Gjogv. Seit Tagen starre ich auf die ruhige Meerenge Djúpini und frage mich, welch’ herrliche Insel sich auf der anderen Seite erstreckt.
Es ist Kalsoy. Na logisch! Jetzt fällt es mir wie Sensorflecken von den Augen. Die Aussicht vom Leuchtturm gilt als einmalig. Da müssen wir hin!
Wir, das sind Pino und ich. Zwei Fotografen, die gern gemeinsam auf Reisen gehen.
Mit der Fähre nach Kalsoy
Dass wir eine Stunde vor Abfahrt am Fähranleger sein sollen, wurde überall betont. Aber das tägliche Frühstück im Gjaargardur Guesthouse ist einfach zu lecker, als dass wir es hätten ausfallen lassen können. Ein schwieriger Satz. Zum Glück ist die Fahrt nach Klaksvík ein Klaks (hohoho, schon besser).
Wir studieren den Fahrplan und entscheiden uns für die 10-Uhr-Fähre. Es gibt schließlich nichts Schöneres, als auf einer Fotoreise den Sonnenaufgang zu vertrödeln. Das haben wir schon in Island geschafft. 10 Tage. Immer ausgeschlafen. Herrlich. Was kümmert uns der Quatsch. Vor allem wenn die Sonne scheint. So wie heute. Blauer Himmel. Pures Gift für Fotografen.
Von Klaksvík nach Syðradalur
»Pünktlich?« 15min vor Abfahrt stehen wir am Fähranleger in Klaksvík. Beide Spuren sind voller Autos. An dieser Stelle eine kleine Randnotiz: Der besondere Nervenkitzel der 10-Uhr-Fähre liegt darin: dass die nächste Fähre erst 15:30 Uhr kommt. Und Einheimische haben immer Vorrang! Jederzeit könnte einer um die Ecke kommen und uns den letzten freien Platz wegschnappen. Für meinen Blog wäre das sehr typisch 🙂
Das Ding vorne links ist übrigens die Fähre. Sieht winzig aus! Ist sie auch. Was uns direkt zur nächsten Frage führt.
Wie viele Autos passen auf die Fähre nach Kalsoy?
Wir haben nachgezählt und kamen auf 16 PKWs. Optional passt am Ende noch ein Auto quer dazu. Damit ist das Wunder von Kalsoy perfekt: Denn wir sind mit dabei 🙂
Die Überfahrt dauert übrigens nur 20 Minuten. Man kann entscheiden, ob man im Auto sitzenbleiben möchte, oder die Aussicht von der Fähre genießt. Auf der Fähre kann man sich frei bewegen. Soweit man eben kommt; bei 10cm Abstand zwischen den Autos auf der Ladefläche.
Was kostet die Fähre nach Kalsoy?
Die Überfahrt von Klaksvík nach Syðradalur – so heißt der Ort, in dem die Fähre auf Kalsoy ankommt – kostet 160 DKK (rund 21 EUR) pro Auto. Der Preis für den Fahrer ist inklusive. Für jeden weiteren Mitfahrer werden 40 DKK fällig. Die Rückfahrt muss nicht separat bezahlt werden, sie ist im Preis enthalten. Auf der Webseite der staatlichen Regionalverkehrsgesellschaft (Strandfaraskip Landsins) findest du eine ausführliche Preisliste.
Wo kauft man die Tickets für die Fähre nach Kalsoy?
Direkt am Fähranleger in Klaksvík. Stell dich einfach mit dem Auto in die Schlange vor der Fähre an. Kurz vor Abfahrt kommt der »Schaffner« direkt ans Auto. Er verkauft dir die Tickets. Bezahlen kannst du mit Kreditkarte, durch die geöffnete Seitenscheibe vom Auto. Bargeld geht sicher auch, haben wir während der gesamten Färöer-Reise aber kein einziges Mal gebraucht.
Die Fahrt im Auto nach Trøllanes zum Leuchtturm
Mit der Fähre kommt man in Syðradalur an. Der Ort hat nur 6 Einwohner. Und eine Straße. Sie führt bis ans andere Ende der Insel. Leider habe ich keine Fotos von der Strecke gemacht. Es geht aber ungefähr so:
Du gibst Gas in Syðradalur, fährst 16 km immer geradeaus, passierst ein paar Tunnel und kommst nach 20 Minuten in Trøllanes an. Ein Örtchen, was mit 19 Einwohnern für Kalsoy-Verhältnisse fast wie New York City anmutet. Zumindest was die Parkplatzsituation angeht.
Vermutlich wirst du irgendwo am Straßenrand parken, wie es alle anderen auch machen. Der offizielle Parkplatz ist sehr klein.
Die Wanderung zum Leuchtturm auf Kalsoy
Von Trøllanes geht es zu Fuß weiter zum Leuchtturm. Der Weg ist gut ausgeschildert und keine Herausforderung. Nur bei Regen möglicherweise etwas matschig. Aber heute ist ja Hochsommer. Im Herbst.
Nach gut 45min Fußweg über Wiesen, vorbei an Schafen, begleitet von einem herrlichen Blick in die Natur, kommen wir am Leuchtturm an. Und endlich stehe ich auf der anderen Seite und kann auf unsere Heimat-Insel Eysturoy gucken.
Noch heute morgen stand ich in Gjogv und habe den Blick aus der anderen Perspektive genossen.
Den Leuchtturm auf Kalsoy fotografieren
Kommen wir zum Hauptmotiv: Den Leuchtturm kann Mann man von allen Seiten fotografieren. Sorry, seit der Einleitung habe ich Herbert Grönemeyer im Kopf:
Werd’n als Kind schon auf Mann geeicht
Ich packe die Kamera aus. Pino fotografiert mich. Heimlich. Mit der besten Kamera, die man immer zur Hand hat. Dem Smartphone 😉
Den Leuchtturm vom Felsvorsprung fotografieren
Der klassische Standort um den Leuchtturm zu fotografieren liegt ganz im Norden. Quasi hinter dem Leuchtturm. Das letzte Stück Land, was man erreicht, wenn man den schmalen Pfad zum Felsvorsprung passiert.
Leider scheint heute die Sonne. Aber darüber habe ich mich schon genug aufgeregt. Natürlich hätte ich lieber Wolken gehabt. Oder Nebel. Aber nicht zu ändern.
Dafür ist es eine ideale Gelegenheit, das zauberhafte Nikkor 20mm f/1.8 auszupacken und den Sonnenstern zu genießen. Und natürlich den grandiosen Ausblick!
Wir haben an dieser Stelle locker eine Stunde verbracht. Und hunderte Fotos gemacht. Mehrzeilige Panoramen, Belichtungsreihen, mit Stativ und ohne. Am Ende sieht alles gleich aus, das Übliche :-p
Wie gefährlich ist der schmale Pfad zum Felsvorsprung?
Diese Frage haben wir uns im Vorfeld mehrfach gestellt. Kein Bild ist es wert sein Leben zu riskieren! In vielen Berichten zu Kalsoy wird davor gewarnt, diesen kleinen Trampelpfad zu betreten. Zumindest bei Sturm.
Bei gutem Wetter, so wie heute, ist der Weg aber ohne Gefahr passierbar. So zumindest unser subjektiver Eindruck. Klar geht es steil bergab. Aber alles ist mit Gras bewachsen. Man fällt also weich den Abhang hinunter :-p
Es wirkt auf Fotos natürlich alles dramatischer als es ist. Vor allem der Blick aus der Vogelperspektive.
In der Luft merkt man aber schnell, dass auf den Färöer Inseln immer ein starker Wind weht. Da hat die kleine Mavic Air schon ordentlich zu tun. Wo wir direkt beim Thema wären […]
Den Leuchtturm auf Kalsoy mit der Drohne fotografieren
Ich wollte Kalsoy gern so fotografieren, wie die Insel auf der Briefmarke von 1999 abgedruckt wurde.
Im brutalen Gegenlicht kein leichtes Unterfangen. Die Kamera der Mavic Air kommt hier selbst bei Belichtungsreihen im DNG-Format an ihre Grenzen.
Männer bauen Raketen, Männer machen alles ganz genau
Aber am Ende kommt trotzdem nur ein Schnappschuss raus …
Ein herrliches Wetter zum Wandern, aber zum Fotografieren leider komplett unbrauchbar. Daher breche ich den Blogbeitrag an dieser Stelle ab und ziehe noch ein kurzes Fazit für dich.
Fazit
Kalsoy muss man gesehen haben! Der Leuchtturm ist (nicht nur für Fotografen) ein echtes Highlight. Als Motiv eignet sich auch die Kirche in Mikladalur, die auf halber Strecke liegt. Mit Nebel oder gar bei Schnee ein sehr dankbares Motiv. Bei blauem Himmel natürlich quatsch. Also haben wir gar nicht erst angehalten.
Somit waren wir mit dem Fotografieren auf Kalsoy schneller fertig als gedacht. Die Bindung an die Fährzeiten sorgt aber für die nötige Entschleunigung: Ein positiver Nebeneffekt, der vor allem der Erholung aus dem sonst so stressigen Alltag dient.
Männer können alles, Männer kriegen ’nen Herzinfarkt
Auf Kalsoy muss man geduldig sein. Und da die Rückfahrt mit der Fähre preislich inklusive ist, scheidet Schwimmen wieder aus. Blöd nur, wenn man die letzte Fähre verpasst oder keinen Platz auf selbiger findet, weil ein Einheimischer plötzlich Vorrang hat. Wir waren daher schon zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre am Hafen in Syðradalur. Genug Zeit, die Seele baumeln zu lassen.
Ich hoffe, dir hat das Lesen des Beitrags ein wenig Freude bereitet. Dann gib mir gern ein Feedback in den Kommentaren. Denn:
»Männer brauchen viel Zärtlichkeit«
6 Kommentare
Hey Thomas, wieder mal sehr unterhaltsam! 😉 Danke für die schöne Mitnahme auf die Insel, die selbst im Mittagslicht fotogen wirkt! Der Blick auf den Leuchtturm ist wirklich klasse, habe ich so auch noch nirgends gesehen. Und mutig, da die Air auszupacken ^^ ich hätte mich das vermutlich nicht getraut… (bin ein totaler Schisser, den Kleinen loszuschicken, wenn sich auch nur ein Grashalm im Wind bewegt ^^).
LG Niklas
Hi Niklas,
schön (wieder) von dir zu hören!
Die Mavic Air hält eines aus, ein sehr robustes Kerlchen! Auf den Lofoten war der Wind so stark, dass sie auf offenem Meer selbst im Sport-Modus nur 1m pro Sekunde geschafft hat. Da schaut man recht nervös auf den Akkustand und betet, dass sie es zurück ans Festland schafft 🙂 Noch lebt sie. Es ist ein Wunder.
Gruß
Thomas
Hallo Thomas,
wieder mal ein toller Beitrag zu deiner Fotoreise auf die Inseln. Schöne Bilder, auch wenn ich sagen muss, das ich bestimmt 10m weiter weg vom Abgrund gestanden hätte, und auch den Felsvorsprung nicht aufgesucht hätte. 🙂
Aber wie Du schon sagst, es sieht aus der Perspektive dramatischer aus als es ist und bekanntlich muss man ja auch mal Risiko gehen um DAS Foto mit nach Hause zu nehmen.
Toller Beitrag, sehr fesselnd und inspirierend.
Beste Grüße Andreas aus Seevetal
Hallo Andreas,
10m weiter weg vom Abgrund wäre keine gute Idee, weil du dann auf der anderen Seite runtergefallen wärst 😉
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, wir lesen uns im nächsten Beitrag …
Gruß
Thomas
Danke für die Beschreibung!
Für mich sind die Färöer schon lange ein Traum…
..die Beschreibung zum Leuchtturm in Kalsoy ist ja einmalig. Danke!!
Hallo Lucie,
dann hoffe ich, dass sich der Traum bald für dich erfüllen wird. Die Färöer warten auf dich, geduldig 🙂