Es war der 13. April, als mich der Fotograf Stephan Wiesner fragte, ob ich an einer Zeitschrift mitarbeiten möchte. Ich war sofort Feuer und Flamme, denn ich liebe Printprodukte. Da aber weder Feuer noch Flammen eine sinnvolle Wechselwirkung mit Papier eingehen, konzentrierte ich mich auf die Arbeit im Team. Darum geht es im heutigen Blogbeitrag. Ich möchte euch das GO!-Magazin vorstellen und einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Das GO!-Magazin: Teamarbeit unter virtuellen Freunden
Ein eigenes Foto-Magazin ist sehr viel Arbeit, dass kannst du dir sicher vorstellen. Nein, kannst du nicht! Es ist viel mehr »Stress« als du denkst. Die Lösung? Teamarbeit! Nur so entstand das GO!-Magazin. Der besondere Reiz in unserem Team bestand darin, dass wir uns eigentlich nicht wirklich kennen und in nicht unerheblicher räumlicher Distanz wohnen. Wie wir uns zwischen Bern, Köln und Halle organisiert haben, könnt ihr im Blogbeitrag von Stephan nachlesen.
Doch wer macht was im Team? Stephan selbst schlüpft in die Rolle des Chefredakteurs. Er übernimmt die Organisation, wählt die Beiträge und Fotos aus, kümmert sich ums Marketing, den Vertrieb und die Sponsoren. Und er haftet, für alles 😉
Das Design liegt in der Hand von Susanne Geminn von fachwerkdesign.de. Ein Blick auf ihr Portfolio zeigt; sie ist ein echter Profi und hat bereits zahlreiche Premium-Magazine gestaltet. Unter anderem für Galeria Kaufhof, Audi und diverse Wirtschaftsmagazine.
Und was mache ich im Team? Durch mein Buch-Review zum Landschaftsfotografie Tutorial kam ich in Kontakt mit Stephan. Bereits seit Anfang des Jahres habe ich ihn bei kleineren Online-Publikationen unterstützt. Nachdem ich das Lektorat seines E-Books zum Fotografieren lernen übernommen habe, kam ich in den zweifelhaften Ruf des Rechtschreib-Ninjas. Der bin ich natürlich nicht, sondern nur ein kritischer Leser mit Gürteltier-Logo 😉
Was mir aber wichtig ist, ist eine gewisse Qualitätssicherung der Texte. Und genau da liegt meine Aufgabe im GO!-Team. Für mich wäre es sehr schade, wenn die wunderbaren Fotos und das hervorragende Design des Magazins durch unnötige Tippfehler abgewertet werden. Da im GO!-Magazin auch zahlreiche Gastbeiträge aus der Fotografen-Community enthalten sind, habe ich versucht, die Texte soweit anzupassen, dass ein möglichst homogenes Gesamtbild entsteht. Die meisten Fotografen sind eben keine Autoren.
Die Sache mit den Karten
Doch das war nicht alles. Eine Sache, die mich besonders viel Zeit gekostet hat, war die Erstellung der Karten fürs Magazin. Sie sollen dem Leser das Finden der Fotospots erleichtern und eine Orientierung für umliegende Points of Interest bieten. Wo ist der Parkplatz? Wo ist die Bahnstation? Welchen Wanderweg muss ich nehmen? Wo hat der Fotograf gestanden? Doch sobald man auf ein Printprodukt wechselt – vor allem kommerziell – scheiden die üblichen Karten wie Google Maps, Apple Maps, Bing & Co. aus lizenzrechtlichen Gründen aus. Stephans Vorstellung war: wir nehmen einfach Screenshots von OpenStreetMaps. Dann kam Susanne mit ihren Anforderungen um die Ecke:
Ich benötige die Karte bei DIN A3 in einer Auflösung von 406 ppi (derzeit 134 ppi) bei 100% Einspiegelung (Seitenbreite 6.000 Pixel)
Ich sagte »so wird das nichts« und als Stephan dann selbst eine Karte ausgedruckte, war es auch ihm bewusst. Man erkennt nichts, alles ist winzig und die Auflösung reicht bei weitem nicht aus. Wir brauchen eine andere Lösung.
Zufällig hatte ich eine, denn ich bin Geoinformatiker. Doch ich bin es gewohnt, mit fertigem Kartenmaterial zu arbeiten, was beispielsweise vom Landesvermessungsamt kommt.
Das Problem: ich habe keine Detailkarte für die Alpen, erst recht nicht über alle vier Länder. Und diese Karten zu kaufen hätte unser Budget gesprengt. Bereits utopisch kleine Ausschnitte kosten gerne 3.000 EUR, für Städte wie Berlin zahlt man rund 35.000 EUR. Keine Option, also zurück zu OpenStreetMaps. Doch die gerenderten Basiskarten in den klassischen Stilen (z.B. Mapnik) haben zu viele Details. Sie lassen sich zwar in hoher Auflösung exportieren, doch dann hat man, um es übertrieben zu formulieren, jeden Gullideckel im Bild und sieht den Fotospot vor lauter Bäumen nicht.
Es musste also ein eigener Kartenstil für das GO!-Magazin her. Die Basisdaten von OpenStreetMap kann man frei herunterladen, z.B. bei der Geofabrik. Diese Vektordaten lassen sich dann in einem Geoinformationssystem bearbeiten. Wer sich auf diesem Gebiet nicht auskennt: Die Standardsoftware kommt von ESRI und heißt ArcGIS. Es ist eine sehr mächtige und teure Software für Experten, vergleichbar mit Adobe Photoshop. Neben ArcGIS gibt es eine kostenfreie OpenSource-Lösung namens QGIS, quasi wie GIMP in der Fotografie, was ich gerne nutze – also QGIS, nicht GIMP 😉
Doch dann kam ein Problem, was ich unterschätzt habe. Ein Geoinformatiker ist kein Kartograf. Das Design einer Karte ist eine echte Herausforderung. Es gibt hunderte Layer für Flächen, Linien und Punkte. Sie alle brauchen eine passende Farbe, eine Struktur, eine Beschriftung, eine kategorisierte Darstellung je nach Zoom-Level. Einige Punkte waren gar nicht georeferenziert, z.B. die Standpunkt der jeweiligen Fotografen, von dem aus sie die Fotos gemacht haben. Diese musste ich also per Hand nachtragen. Und auch kleinere Details wie Bergbahnstationen fehlten. Ansonsten war der Detailgehalt insgesamt sehr hoch. Zu hoch! Wollen wir wirklich jeden Ort in der Karte anzeigen? Nein, eigentlich nur die relevanten Orte! Doch welche sind das denn? Brauchen wir auch den kleinen Nebenfluss? Welche Berggipfel blenden wir ein? Mit solchen Details habe ich mich etliche Stunden beschäftigt. Im Druck hatten wir dennoch Probleme, eine lesbare Darstellung im kleinen Kartenausschnitt zu finden.
»Details, Details, Details«, das war wohl eines der häufigsten Zitate bei der Arbeit am GO!-Magazin. Das geht bei der Planung los (siehe Blogbeitrag von Stephan) und endet in vermeintlichen Kleinigkeiten.
Die Übersichtskarte müsstest Du (leider) noch einmal neu durchnummerieren und hast ne Currywurst bei mir gut 🙂 Zum einen müsstest Du den Schriftzug Italien mehr nach rechts oben platzieren, damit er nicht im Bund und ausgeblendeten Rand verschwindet. Zum Anderen finde ich es optisch nicht schön, wenn der Location-Punkt unter einer Städtebezeichnung steht. Das würde ich nicht machen, denn das ist ästhetisch weder schön, noch sinnvoll. [E-Mail von Susanne]
Letztlich haben wir uns auf eine einfache Basiskarte geeinigt, die lediglich die umliegenden Orte anzeigt. Aus Zeitgründen, schließlich sollte die Erstausgabe nicht erst an Weihnachten erscheinen. Für die Details haben wir jede Tour mit einem Barcode versehen, der auf eine interaktive Karte von Google Maps verweist. So kann jeder Leser seine Fotospots optimal planen, Screenshots erstellen oder sie als Grundlage zur Navigation mit dem Smartphone verwenden.
Die Erstausgabe: 27 Fototouren in den Alpen
Die erste Ausgabe des GO!-Magazins ist inzwischen fertig (siehe Blogbeitrag von Stephan) und adressiert die Landschaftsfotografen unter euch. Die Ausgabe ist großartig in jeder Hinsicht. Der Dropbox-Ordner zum GO!-Magazin ist mittlerweile 8,61 GB groß. Wir haben 27 Fototouren in den Alpen aufbereitet, die wir als besonders sehenswert empfinden. Das interessante Konzept dabei: das Magazin enthält Gastbeiträge anderer Fotografen aus der Community. Die Mehrzahl der Touren (13 in der Zahl) liegen in der Schweiz, acht Touren führen durch Österreich, vier durch Deutschland und zwei sind in Italien. Mit dabei ist (natürlich) das Matterhorn im Wallis, der Thunersee, einige Gletscher und Wasserfälle (auch der Sony-A6000er, Insider wissen was gemeint ist), die Drei Zinnen in Südtirol und die Zugspitze. Doch es geht nicht nur um Fotospots und Touren. Das GO!-Magazin bietet zahlreiche Tipps zum Reisen, zur erforderlichen Ausrüstung und gibt Hilfestellungen zum Fotografieren der Milchstraße oder von Zeitraffern. Die Vorankündigung zur Erstausgabe und ein paar weitere Impressionen gibt es im YouTube-Video von Stephan:
Wo bekommt man das Magazin und was kostet es?
Falls du dir diese Frage stellst, dann habe ich leider schlechte Nachrichten: Das GO!-Magazin gab es für 20 EUR, jedoch nur im Vorverkauf. Wir haben genau 2.000 Stück produziert, die durch das überwältigende Feedback innerhalb weniger Tage ausverkauft waren. Ein weiterer Druck ist nicht geplant. Danke an dieser Stelle an alle Käufer und die zahlreichen Kommentare. Euer positives Feedback motiviert uns sehr, auch in Zukunft weiter als Team zu arbeiten.
Wie geht es weiter mit dem GO!-Magazin?
Nach dem Druck ist vor dem Themenheft. Kaum ist das Papier in der Münchner Druckerei getrocknet, arbeiten wir bereits an einer zweiten Ausgabe vom GO!-Magazin. Im Stil der Erstausgabe folgt danach ein Magazin über Mittelgebirge in Deutschland und eine weitere Ausgabe über die Ostsee & Nordsee im nächsten Jahr. Es bleibt also weiter spannend, auch wenn es viel Arbeit bedeutet. Arbeit, die ich in meiner Freizeit verrichte, ohne wirtschaftlichen Nutzen.
Ich sehe schon, dass wir bei Kerzenschein da sitzen … und eine Nachtschicht einlegen 😉 [E-Mail von Susanne]
Was haltet ihr vom GO!-Magazin? Was wünscht Ihr Euch für die kommenden Ausgaben? Schreibt es mir in die Kommentare, denn euer Feedback ist der Grund, warum wir die ganze Arbeit gerne auf uns nehmen.
3 Kommentare
Ich bin richtig gespannt auf das Ergebnis. Aber wer Stephan kennt muss sich um Qualität keine Sorgen machen (Gleiches würde ich gerne über euch „die anderen 2“ sagen, kenne euch aber leider noch nicht) Klasse wäre es einen Verlag zu finden für den man 2-4 Ausgaben p.A. produzieren könnte und der euch diese Vorabfinanzierung abnehmen könnte. Auch glaube ich, mit einer Ansetzung am freien Markt (Fachverkäufer, Kiosk, Tanke) würden noch viel mehr Leute von eurer überragenden Arbeit profitieren. Und das ohne die Qualität durch den Verlust der Exklusivität zu verlieren. Echt erste Sahne, weiter machen! Danke.
Hallo Johannes,
danke für Dein Feedback. Ich gebe Dir recht: Es hätte seinen Reiz, wenn man das GO!-Magazin im Zeitungskiosk um die Ecke kaufen könnte. Ich nehme deinen Vorschlag gerne mit und wir diskutieren intern darüber. Zunächst sind wir auf das Feedback gespannt, was ihr uns hoffentlich gebt, wenn ihr die erste Ausgabe in den Händen haltet 🙂
Sehr spät erst entdeckt diesen Artikel über das Erstlingswerk!
Ja so ist das, wenn es professionell wird, dann merkt man erst wie aufwändig das Ganze drumherum wird und wie wenig dann oft von der ursprünglichen Freude an der (Hobby)Fotografie übrigbleibt. Vom Finanziellen will ich gar nicht erst anfangen insbesondere vom realen Stundenlohn. Im hab das alles in den 90er Jahren mitgemacht, wo das alles noch viel komplizierter, langsamer und damit teurer war durch Analogfotografie, Lithografie, mangelnde (kostenfreie) Software etc.
Ich kann die Begeisterung verstehen, wenn man das erste gedruckte eigene Werk vor sich sieht. Ein wirklich erhebender Moment, der auch die ganzen Mühen vergessen lässt. Aber das ist nur der Anfang des Getriebenseins als vollständig selbstständiger Fotograf. Ich möchte das heute nicht mehr machen, bewundere aber den Mut und kann die Motivation dahinter auch sehr gut nachvollziehen!