Das Gürteltier liegt friedlich in seiner Hängemaske. Es sind Corona-Ferien! Nur ohne Campervans in Norwegen. Stattdessen meditiert Ken Jebsen auf einem Wohnwagen in Berlin. Und Bill Gates‘ auch nicht besser. Verrückte Zeiten. Verschwörung hin. Verschwörung her. Fakt ist: lieber Influencer als Influenza.
Doch wie ist es mir ergangen, in den letzten 8 Wochen? Darum geht es im heutigen Blogbeitrag. Ein kleines Lebenszeichen. Ein Update für meine Leser. Und den Spoiler gibts vorab: Erlebt habe ich eigentlich nichts, aber viel zu erzählen. Und deswegen bist du ja hier. Legen wir also los […]
Corona-Viren stammen vom Gürteltier?
Anfang Februar erschien ein Beitrag im Spiegel, der mich stark verunsichert hat. Chinesische Forscher vermuten, dass die neuartigen Corona-Viren ihren Ursprung in Schuppentieren haben und von dort auf den Menschen übertragen wurden. Sofort hatte ich ein ungutes Gefühl, denn auf dem Titelbild war ein »Gürteltier« abgebildet. Das wäre ja schrecklich! Bei näherem Hinsehen hat sich das Gürteltier aber als Pangolin herausgestellt. Sieht aus wie ein Gürteltier, ist aber keins.
Der Unterschied wird vom WWF wie folgt erklärt:
Gürteltiere und Schuppentiere werden des Öfteren verwechselt, sind aber nicht verwandt. Sie haben aber eigentlich nur ihre Panzerung und den Hunger auf Ameisen gemeinsam. Merken kann man sich aber leicht: Schuppentiere leben in Afrika und Asien, Gürteltiere in Amerika. Gürteltiere haben meist gut sichtbare Ohren, beim Schuppentier sind sie eher versteckt.
Glück gehabt! Aber solche Meldungen passen zur aktuellen Zeit.
Die Massenmedien und das Spiel mit der Angst
»Good news are bad news«. Es sind goldene Zeiten für die Medien. Endlich 24/7-Berichterstattung zum selben Thema. Ohne neue Inhalte. Aber stets mit der gleichen Botschaft: Die Welt wird untergehen. Wir werden alle sterben. Dazu weiße Tücher, Särge und Menschen mit Atemschutzmasken.
Doch was bringen uns diese Informationen? Sie verursachen Ängste. Sie führen zu heftigen Überreaktionen. Sie ziehen Maßnahmen nach sich, die so gravierende wirtschaftliche und soziale Einschnitte mit sich bringen wie nie zuvor. Trump verkündet Ende März »Die Lösung dürfe nicht schlimmer als das Problem sein«. Ich hege keine Sympathie für ihn, aber die These klingt plausibel.
Die Solidarität der Bevölkerung – Ein Lichtblick
»Bleib gesund!«, hört man jetzt häufig zur Verabschiedung. Eine ernst gemeinte Floskel. Die Menschen interessieren sich wieder füreinander! Fremde bekommen Gesichter. Mitbewohner im Haus, die ich sonst nur vage grüße, zeigen Solidarität.
Und auch bei uns zuhause findet ein Umdenken statt. Meine Kinder malen Bilder und schreiben Gedichte für die Bewohner im Altenheim gegenüber. Corona bringt viel Positives mit sich: vor allem Menschlichkeit.
Corona entschleunigt – Wir haben wieder Luft zum Atmen
Es ist eine absurde These. Bewusst überspitzt. Aber blendet man den wirtschaftlichen Schaden und die Tatsache aus, dass die Schulen & Kitas geschlossen sind und wir als Eltern einer enormen Doppelbelastung ausgesetzt sind, ist es eine wunderbare Zeit. Das Motto »Slow Down« aus dem Fernweh-Magazin haben wir nun daheim, ganz ohne Reisefieber.
Ich wache auf, ohne den Wecker gestellt zu haben. Zum Frühstück gibt es täglich frische Brötchen vom Bäcker. Im Kinderzimmer haben wir eine Hängematte zwischen den Dachbalken aufgespannt. Wir spielen Tischtennis auf dem Esstisch. Federball im Hof. Mit 33 Ballwechseln! Neuer Rekord. Meine Tochter lernt wie man riesige Kaugummiblasen macht. Und wenn das Mädchen aus dem Nachbarhaus bei uns klingelt und fragt, ob sie gemeinsam mit meiner Tochter bei uns im Kleiderschrank (wo sonst?) Abendessen darf – rufe ich gelassen: »Aber klar doch!«
Nur die Nutzung von Spielplätzen ist eine Straftat!
Fotografieren in der Pandemie?
Hätte mir vor ein paar Monaten jemand erzählt, dass man den Supermarkt und die Straßenbahn in Halle nur noch mit Atemschutzmasken betreten darf, hätte ich ihn milde belächelt. Und für verrückt erklärt!
Wobei die Maskenpflicht sicher Teil der Roadmap von Apple war. Wie sonst erklärt es sich, dass das neue iPhone SE statt Face ID wieder auf einen klassischen Homebutton mit Fingerprint setzt? Weil Face ID mit Maske nicht funktioniert. So entstehen übrigens Verschwörungstheorien 😉
Dies nur am Rande. Masken sind jedenfalls Alltag geworden. Und ich finde, es ist ein wichtiges zeitgeschichtliches Ereignis. Es schreit förmlich nach einer Foto-Reportage.
Leider ist Street-Fotografie ein heikles Thema. Darum traue ich mich nicht, hier weitere Fotos zu publizieren. Das Recht am eigenen Bild greift auch im öffentlichen Raum. Die DSGVO hat die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch verschärft. Die Kunst leidet darunter.
Doch wie ist es, wenn die Menschen eine Maske tragen? Darf man sie dann ohne Konsequenz fotografieren? Kennt sich damit jemand aus? Anmerkungen gern in den Kommentaren!
Sport in der Corona-Zeit
Wie du vielleicht mitbekommen hast, bin ich seit einem Jahr dem Laufsport verfallen. Um so trauriger war ich, dass sämtliche Volksläufe abgesagt wurden. Den ganzen Winter habe ich auf den Halbmarathon im April hintrainiert – der nicht stattgefunden hat.
Aber die Veranstalter des Leipzig Marathons haben das Beste aus der Situation gemacht. Alle Teilnehmer, die bereits angemeldet waren und auf die Rückerstattung der Beiträge verzichtet haben, durften ihren Lauf dennoch antreten. Als Virtual Run. Vor der heimischen Haustür. Einfach die Zeit und Strecke per GPS aufzeichnen und das Ergebnis an den Veranstalter schicken. Dann bekommt man seine Urkunde.
Und so bin auch ich gestartet. Ganz allein. Aber voller Motivation, auf 21,0975 Kilometern.
Das Drama um meinen neuen Roller
Doch es läuft nicht überall nach Plan (den Wortwitz habe ich kursiv gestellt, damit du das Schmunzeln nicht verlernst). Doch jetzt wirds ernst (und das reimt sich sogar).
Im Dezember kam eine Führerschein-Neuregelung in Deutschland, die es gestattet, dass man mit dem PKW-Führerschein auch Leichtkrafträder mit 125 ccm fahren darf. Darüber habe ich in meinem Blogbeitrag vom Januar berichtet.
Daraufhin habe ich mir (wieder) einen Roller angeschafft. Diesmal aber einen Großen! Doch der ist überaus schwer zu bekommen. Dazu monatelange Wartezeiten. Nachdem ich fast alle Honda-Händler Deutschlands durchtelefoniert habe, konnte ich einen der letzten noch verfügbaren Honda Forza 125 bestellen. Liefertermin nach Ostern: Schien mir damals wie eine Ewigkeit.
Dann kam Corona, mit dem Lockdown in Italien. Und wo baut Honda den Roller? In Italien. Doch wie durch ein Wunder wurde er drei! Wochen vor Termin geliefert. Glück gehabt? Fehlanzeige.
Dank Lockdown wurden alle Fahrschulen in Deutschland für sieben Wochen geschlossen. Und die notwendigen fünf praktischen Fahrstunde hatte ich natürlich noch nicht absolviert. Bis heute nicht. Aber gut, Luxussorgen. Es regt mich trotzdem auf, weil ich ungeduldig bin und nicht warten kann.
Fazit – Corona nervt
Ich möchte davon nichts mehr hören. Der Virus soll dahin verschwinden, wo er hergekommen ist. Zurück in mein Büro. Auf weißes Papier, statt auf weiße Tücher.
Ich möchte keine Maskenpflicht, ich möchte die Normalität zurück.
Auch wenn es sich befremdlich anfühlt, wenn ich um 7:09 Uhr wieder über das Müllauto vor mir fluchen muss, weil es die Straße blockiert, obwohl ich selbstverschuldet zu spät aufgestanden bin und nun riskiere, dass mein Sohn zu spät zur Schule kommt. Und dann stürme ich hektisch auf Arbeit, überfliege die 48 neuen E-Mails auf dem iPhone, während ich durchs Treppenhaus laufe und parallel einen Apfel runterschlinge (nein, dass ist kein Smartphone), nur um pünktlich 8 Uhr im Beratungsraum zu stehen.
Vielleicht aber – und das hoffe ich – bleibt aus der Coronazeit die Erkenntnis übrig, dass all der Stress in dieser Intensität nicht sein muss. Dass wir eine überzüchtete Konsumgesellschaft nicht brauchen und wieder mehr zu uns und echten Werten zurückfinden.
Wie und ob uns das gelingt, wird sich zeigen. Dank gelockerter Reisebestimmungen können wir über Pfingsten zumindest wieder an die Küste fahren.
Ich werde es gelassen angehen und vor Ort die wirklich wichtigen Fragen klären, z.B. »Ist die Ostsee nasser als die Badewanne?«
Denk mal drüber nach!
3 Kommentare
Hallo Thomas!
Ein sehr schöner Artikel! Zum Persönlichkeitsrecht in der Streetfotografie habe ich mal versucht mich kundig zu machen. Unproblematisch ist es wohl solange , solange die Person/en „Beiwerk“ auf den Bildern ist/sind. Ansonsten müssen die so fotografiert sein das sie sich selber nicht wieder erkennen würden wenn die das Foto sehen. Ich finde das Thema sehr anstrengend und zögere daher das Fotothema umzusetzen obwohl es momentan natürlich besonders interessant ist.
Schöne Grüße aus Schleswig-Holstein
Von Andrea
Hallo Andrea,
danke für dein Feedback.
Damit endet also meinen »Karriere« als Street-Fotograf, bevor sie begonnen hat. Es ist ein Trauerspiel.
Da lobe ich mir die Landschaftsfotografie – obwohl es auch da nur noch eine Frage der Zeit ist, bis man von einer Kastanie verklagt wird: Ist ja schließlich auch ein Lebewesen […]
Wie sagt man so schön: ‚Die Kastanie fällt nicht weit vom Stamm‘, denn wäre es ein Apfel, müsste ich den Beitrag als Werbung kennzeichnen, weil mir sonst Schleichwerbung für apple.com unterstellt wird 😉
Hallo Thomas!
Streetfotografie ist und bleibt ein Reizthema. Nicht umsonst auch wegen der Fotografen, die andere Menschen in schambehafteten und peinlichen Situationen ablichten oder sie bloßstellen. Das ist wie immer: ein paar verderben es für alle. Auch wenn jeder für sich die Frage beantworten muss: würde ich mich selbst gerne ohne meine Einwilligung in einer Ausstellung wiederfinden? Wie würde es mir damit gehen? Wäre ich damit einverstanden? Aber da die Rechtslage schwierig ist, kann man es als Herausforderung nehmen: wie betreibe ich Streetfotografie ohne, dass andere Menschen identifizierbar abgebildet werden. Ist das ein Paradox oder möglich? Gerade mit den allgegenwärtigen Masken ist das vielleicht sogar möglich. 🙂 Das interessante ist, dass ich zumindest in Zeiten von Corona mehr fotografiere als vorher. Die Freizeitbeschäftigungen wurden ja runtergestaucht. Es bleiben Rad fahren, wandern und Kinder machen, würde ich sagen. Und gerade mit den ersten beiden Dingen kann man die Fotografie gut verknüpfen. 😀