Die Photokina ist die Bühne für Fotografie. Sie findet alle zwei Jahre in Köln statt und ist die größte Messe ihrer Art. Doch lohnt sich die Photokina überhaupt noch? Gibt es echte Neuerungen, die einen Besuch rechtfertigen? Ich war am ersten Messetag vor Ort und teile in diesem Beitrag meine Eindrücke.
Die Vorbereitung auf die Photokina
Die Messe ist riesig; ihr werdet von Eindrücken überschwemmt werden. Deshalb ist eine gute Planung wichtig. Macht euch vorab Gedanken, welche Stände ihr besichtigen wollt. Nützlich für die Planung ist die Photokina-App, erhältlich für Android und iOS. Die App wirkt nicht sonderlich modern, bietet aber einen interaktiven Hallenplan und schlüsselt sämtliche Aussteller und deren Lage auf. Doch wo sollte man hingehen und vor allem: in welcher Reihenfolge?
Die optimale Hallentour
Die Photokina ist auf insgesamt sechs Hallen verteilt; einige mit zwei Etagen. Die meisten Besucher reisen per Bahn an und betreten die Messe am Eingang Süd – so auch ich. Hier also meine Empfehlung:
Ihr startet am Eingang Süd, lauft immer geradeaus und lasst erstmal alle Hallen links liegen: das ist wörtlich gemeint. Die Photokina ist für mich ein soziales Event und daher ist der Magnet der Messe die Halle 9 (Communities). Dahin zieht es mich zuerst. Den weiteren Verlauf habe ich euch im Hallenplan eingezeichnet.
Halle 6 ist übrigens erst ab Freitag geöffnet.
Die Flops auf der Photokina
So, fangen wir erstmal mit dem Meckern an. Als Wiederholungstäter kam mir die diesjährige Photokina deutlich leerer vor als 2014. Auch die Anzahl der Hallen erschien mir geringer, kann aber auch ein subjektives Empfinden sein. Vermisst habe ich den Stand von Lynda / Video2Brain, wo 2014 die Hölle los war: in Sachen Vorträgen.
Die Freunde von kostenlosen Give Aways werden ebenfalls enttäuscht sein. Ich hab mit Mühe und Not einen Kugelschreiber am Stand von National Geographic abgestaubt. Gleiches gilt für Printprodukte. Nach der letzten Photokina habe ich einen schweren Rucksack mit diversen Photoshop- und Fotografie-Journalen nach Hause gebuckelt: diesmal war nur eine Ausgabe der NaturFoto dabei. Ansonsten sah es eher düster aus. Bei Nikon lag dieses Jahr gar nichts rum; außer den gelben Beuteln. 2014 gab es noch Nikon Anstecker, massig Kugelschreiber, Aufkleber und ähnlichen Kram — den ein echter Fanboy eben so braucht.
Überhaupt, was war mit Nikon los? Ich dachte es wird eine neue Kamera präsentiert, etwa einen Nachfolger der D810, als Anreiz für ein persönliches Weihnachtsgeschenk. Oder wenigstens ein Objektiv, was den Fuhrpark erweitert und das Konto ruiniert. Statt dessen wird eine Action Cam vorgestellt: sorry Nikon; dafür gibts die GoPro.
Die Highlights auf der Photokina
Die Community
Okay mal ehrlich, welche Neuerungen in Sachen Fotografie werden denn auf einer Messe überhaupt noch gezeigt? Ist sowas nicht meist im Vorfeld bekannt. Gut, mit der Sony A99 II hat keiner gerechnet, aber neue Kameras kann man sich auch beim Fotohändler um die Ecke anschauen. Für mich ist ein Messebesuch ein soziales Event, wo man die Leute hinter den Kulissen treffen kann. Wer mich kennt, der weiß: ich steh auf Edutainment und schaue gerne Youtube-Tutorials und Lernvideos von Video2Brain. Und die Stars der Szene waren vor Ort. Benjamin Jaworskyj ist gleich mit dem eigenen Auto bis in Halle 9 gefahren.
Gesehen habe ich außerdem Calvin Hollywood, Jared Polin, Lyonel Stief, Pavel Kaplun, Matthias Schwaighofer, Martin Krolop und Stephan Wiesner.
Ich bin allerdings keiner, der zu jedem hinrennt, Gespräche aufdrängelt und Selfies macht. Mit Ausnahme von Stephan Wiesner, dessen Youtube-Kanal ich seit Jahren konsumiere und ihm gern persönlich hallo sagen wollte. Da darf auch ein Foto nicht fehlen.
Besonders gefreut hat es mich, dass er bei seinem ersten Photokina-Besuch sogar ein Liveshooting in Halle 9 durchgeführt hat. Mit dabei war Tamara, nicht seine Schaufensterpuppe Heidi; man kennt sie aus seinen Videos. Der Vortrag ging eine Stunde, war aber sehr kurzweilig. Auch wenn es sich thematisch eher an Einsteiger richtete, war es dennoch witzig sein „Haaaaalllo zusammen“ mal live zu hören.
Printprodukte
Fotos gehören auf Papier, im besten Fall sogar an die Wand. Ich bin ein großer Fan von Printprodukten. Hier bietet die Photokina eine Unmenge an Printmedien, zum Anfassen und Vergleichen. Ein besonderes Highlight war für mich der Stand von Saal-Digital. Zum einen konnte ich endlich mal die gesamte Produktpalette in Natura bestaunen und zum anderen wurden hier meine Bilder ausgestellt.
Im Vorfeld der Messe hat Saal-Digital zu einem Fotowettbewerb aufgerufen. Die Bilder der Gewinner werden auf dem Stand von Saal-Digital präsentiert. Und mein Bild vom Landgericht in Halle wurde ausgewählt. Belohnt wurde ich mit einem Einkaufsgutschein und einer Eintrittskarte für die Photokina. Am Stand konnte ich dann bestaunen, wie mein Bild auf verschiedenen Papiersorten und Wandbildern wirkt.
Auch in den Fotobüchern wurde das Landgericht abgedruckt. Es war sogar aufgeschlagen auf dem Tisch — als hätte es mich erwartet.
Liebe auf den ersten Blick war das Hahnemühle FineArt Baryta Papier. Es hat eine unglaubliche Leuchtkraft und eine geschmeidig anmutende Haptik. Es ist mit 325 Gramm dick wie Karton und dennoch absolut edel.
Es zog mich daraufhin direkt zum Hahnemühle-Stand in Halle 3.1, um mehr zu erfahren. Zufälligerweise lief dort gerade die Aktion Artist Signing. Plötzlich stand Joachim Schmeisser vor mir und rief mich an den Stand. Er ist bekannt durch seine eindrucksvollen Portraits der bedrohten Tierwelt in Ostafrika und wurde 2012 mit dem Hasselblad Master Award ausgezeichnet. Er fragte mich, ob er mir sein Bild Golden Giant II mitgeben darf: handsigniert, auf dem herrlichen Hahnemühle-Papier in A4. Sehr gern, großartige Aktion.
Technik
Kommen wir abschließend zum Thema Kameratechnik, die natürlich auf der Photokina auch nicht zu kurz kam.
Objektive
Auf meiner Wanderung im Allgäu habe ich die Erfahrung gemacht, dass schwere Objektive die Mobilität massiv einschränken können. Auf der Suche nach einem neuen und leichten Begleiter in der Landschaftsfotografie bin ich auf das Nikon AF-S 20 mm 1:1,8 G ED Objektiv gestoßen. Es wurde auf der letzten Photokina vorgestellt, ist bisher aber gedanklich an mir vorbeigegangen. Jetzt habe ich es mir live angeschaut und auf eine Nikon D810 geschnallt – meine Kamera lag zuhause.
Ich habe einige Testbilder geschossen, die sahen auf dem Kameradisplay vielversprechend aus. Der Autofokus ist sehr schnell. Großartig ist die Bauform. Das Teil ist klein und ultraleicht, es wiegt keine 400 Gramm. Ich werde es mir auf meine Weihnachtswunschliste setzen 😉
Gut gefallen haben mir auch die Drittanbieter. Damit meine ich Hersteller von Objektiven, die nicht aus dem Hause Nikon oder Canon kommen, aber kompatibel zu deren Kameras sind. So z.B. die Gläser von Tamron, die man am Stand ausführlich testen könnte. In Sachen Haptik, optischer Qualität und Autofokus ist da eine Menge passiert. Zeiss ist ebenfalls auf dem Vormarsch, mit seinen High-End-Objektiven der Batis und Otus Serie. Ich hatte verschiedene Gläser in der Hand, es sind massive Boliden.
Samyang ist ebenfalls auf dem Vormarsch. Nachdem ich mir vor einiger Zeit das 14mm Ultraweitwinkel gekauft hatte, habe ich auf der Photokina das Samyang 85mm F1.4 Objektiv „getestet“. Eine Linse für rund 350 EUR, die bei Nikon fast 1600 EUR verschlingt. Dafür muss man auf den Autofokus verzichten. Ich hatte das Objektiv für ein paar Minuten an der Nikon D810. Die Bildqualität war klasse, aber manuelles Fokussieren bei dieser Brennweite — mit offener Blende — ist schon ein Glücksspiel. Für mich eher ungeeignet.
Drohnen
Sie schwirren überall rum: Drohnen. Ich finde sie faszinierend. Wer meinen Blog liest, weiß, dass ich erst kürzlich mit Pino den Jungfernflug seiner DJI Phantom 3 Advanced gestartet habe. Leider endete der Flug nach wenigen Minuten mit einem Crash gegen die Hauswand: Totalschaden. Den Beitrag inkl. Video vom Absturz könnt ihr euch hier anschauen. Am Stand von DJI habe ich von unserem Missgeschick berichtet und mir wurde Beileid ausgesprochen. Kurz darauf hatte ich den Flyer des neuen DJI Phantom 4 in der Hand und der Verkäufer sagte:
Na dann, auf eine neue Drohne?
Wir werden sehen.
Fazit
Ja, die Photokina hat ein wenig vom Glanz verloren. Dennoch ist sie der zentrale Treffpunkt in Sachen Fotografie und alle zwei Jahre kann man sich den Besuch ruhig gönnen. Mir hat ein Tag auf der Photokina vollkommen ausgereicht, um alle wesentlichen Dinge zu sehen. Dank der gesponserten Eintrittskarte von Saal-Digital, war mein Einsatz nur ein Tag Urlaub und die Bahnfahrt.
Letzteres lief — wie so oft bei mir — nur suboptimal. Die Rückreise scheiterte an einem technischen Defekt am Triebwagen. Am Ende bin ich in Erfurt gestrandet und musste 200 km mit dem Taxi nach Hause fahren. Für 400 EUR, zu Lasten der Bahn, versteht sich. 02:00 Uhr nachts war ich wieder zuhause: ein straffes Programm.
Werde ich auch 2018 nach Köln reisen?
Ja, vermutlich schon.
Und du? Warst du auf der Photokina 2016? Falls ja, wie war dein Eindruck von der Messe? Sinnvoll oder Zeitverschwendung? Teile gern deine Meinung in den Kommentaren mit, über Feedback freue ich mich.
3 Kommentare
Danke für deinen ausführlichen Bericht! Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal bei der Photokina dabei sein und bin schon super gespannt, was mich dort alles erwartet 🙂
Hallo.
Sein Bild auf der Bühne zu sehen ist doch sicherlich kein so schlechtes Gefühl, oder? Die Bahngeschichte ist herrlich. Und irgendwie typisch. Bis auf den Taxipart. So hab ichs leider noch nie erlebt. Das wäre wenigstens mal eine Genugtuung für unzählige Verspätungen und Zugausfälle.
Gruß, Max von hostelmax.de
Hallo Max,
es war bereits meine vierte Langstreckenfahrt im Taxi, auf Kosten der Bahn. Eine Genugtuung ist es nicht, aber man kommt zumindest ans Ziel: Die Bahn macht mobil 😉