Die Fahnen wehen wieder! Und auf ihnen die Logos namhafter Fotohersteller, die heftig über der Zingster Seebrücke flattern. Nach zweijähriger Zwangspause fand endlich wieder das Umweltfotofestival »horizonte zingst« statt. Eine ganze Woche war ich vor Ort …
… und wie man sieht, mit etwas anderen Prioritäten. Erkennbar auch daran, dass das Horizonte-Festival schon über zwei Monate her ist, ich mich aber jetzt erst zu Wort melde.
Dennoch möchte ich ein paar Impressionen vom Umweltfotofestival mit dir teilen: Welche Themen standen im Mittelpunkt? Welche Aussteller waren vor Ort? Wie war die Stimmung?
Natürlich habe ich auch selbst zur Kamera gegriffen und mich bemüht, ein paar außergewöhnliche Lichtstimmungen in Zingst für dich einzufangen. Hier ein kleiner Vorgeschmack:
Teil 1: Impressionen vom »horizonte zingst« 2022
Das zentrale Thema beim diesjährigen Umweltfotofestival war Essen. Die Stadt im Ruhrpott? Nein; wie kommst du denn darauf! Also Food-Fotografie? Nicht ausschließlich. Es ging viel mehr darum, das Thema »Essen«, also Nahrungsmittel, in all ihren Facetten und Bezügen zu verstehen, wie es im offiziellen Festival-Guide geschrieben steht. Riesige Erntemaschinen, Fleischfabriken oder schlicht Großmutters Küche: darum drehte sich das Rahmenprogramm.
Zugegeben: Als ich das Thema in der Ankündigung im Internet gelesen habe, dachte ich (als Landschaftsfotograf) zunächst: wie langweilig. Aber die Ausstellungen vor Ort haben mich positiv überrascht. Es waren wirklich außergewöhnlich kreative und technisch erstklassige Fotos dabei, wie hier im Max Hünten Haus gezeigt.
Da ich in keine Urheberrechtsfalle tappen möchte, zeige ich hier aber keine abfotografierten Werke anderer Künstler, sondern verweise auf die offizielle Webseite.
Die Fotomesse
Sie fühlte sich surreal an. Wie die Benzinpreise. Plötzlich steht man da – ohne Maske, ohne Mindestabstand, ohne 2G-Nachweis – in einem prall gefüllten Messezelt. Umzingelt von Menschen. Umgeben von Kameratechnik, Stativen, Fotorucksäcken und allem was das Fotografenherz begehrt(e). Wie früher auf der Photokina, nur kleiner und am Strand. Alle bekannten Hersteller waren vor Ort. Man konnte diverse ‘Fotoapparate’ bestaunen und ungehemmt durch den Zubehörmarkt stöbern. Wer kurz mal ein 800-mm-Objektiv an seine Kamera schnallen wollte, hatte hier die Möglichkeit dazu.
Das Drumherum
Beim »horizonte zingst« liegt ein besonderer Zauber über dem Ort. Ein gemeinsames Thema. Die Fotografie ist allgegenwärtig. Mitten in einem touristischen Ostseebad. Das Konzept ähnelt dem der Vorjahre. Es laufen täglich an verschiedenen Standorten in Zingst Vorträge, Workshops und Multivisionsshows.
Foto-Ausstellungen finden sich überall im Ort, sogar am Strand.
Im Max Hünten Haus, dem „Zentrum der Fotografie“, kann man Kameras und Objektive ausleihen
und findet nahezu alle! Fotografie-Bücher im deutschsprachigem Raum.
Doch das alles ist nur Beiwerk. Für die nötige Stimmung und das Gemeinschaftsgefühl sorgten die vielen Fotografen im Ort. Hier trifft man YouTuber wie Martin Krolop an der Seebrücke und gut betuchte Herren in der Strandstraße; mit Kameras um den Hals, für die man den ein oder anderen Kleinwagen kaufen könnte. Ein Lifestyle versprüht seinen Zauber. Wie die Dame mit den grau melierten Haaren, die auf einer Holzbank vorm Kurhaus sitzt und zärtlich ihre Leica-Kamera streichelt. Auch der allgemeine »Bernd« ist mit am Start. An jeder Ecke fotografiert er Blumen mit seinem Makroobjektiv. Sie alle vereint die gleiche Leidenschaft.
Deshalb soll es im zweiten Teil genau darum gehen: die Fotografie. Ich zeige dir ein paar Bilder, erzähle dir warum ich sie gemacht habe und vor allem wie!
Teil 2: Fotografieren in Zingst
Ostsee-Fotos sind immer so eine Sache. Vor allem wenn man den Anspruch erhebt, es anders zu machen. Blauer Himmel, Strand und Seebrücke? Tausendfach gesehen. Langweilig! Doch wie macht man es besser anders?
Sonnenuntergänge an der Ostsee
Es hängt (wie immer) vom Licht und Wetter ab. Das ist kein Geheimnis. Darum bleibt meine große Kamera am Tag meist im Ferienhaus. Doch sobald sich ein dramatischer Sonnenuntergang ankündigt, bekommt sie ihren großen Auftritt.
Jetzt heißt es schnell sein. Eine Unterkunft in Strandnähe zahlt sich aus. Oder du mietest dir ein Fahrrad, um solche Momente nicht zu verpassen.
Leider klappen solche Sonnenuntergänge nicht auf Abruf. In einer Woche vor Ort war es der Einzige »echte« dieser Art. Mehrfach kommen scheint unvermeidbar.
Dramatische Wolken fotografieren
Doch auch am Tag kann man spannende Lichtstimmungen einfangen; wenn die Wolken mitspielen. Oft sind es die Phasen mit schlechtem Wetter (davon hatte wir reichlich im Urlaub), die die besten Fotobedingungen liefern. Da die Kinder auch bei 13 Grad den ganzen Tag am Strand verbringen wollten, hatte ich genügend Zeit, auf die perfekten Wolkensituationen zu warten. Gegenlicht, Silhouetten, alles was das (geduldige) Fotografen-Herz begehrt. So wie diese:
Solche Motive wirken auch in Schwarz-Weiß ganz gut. Hier kann man sich in der Nachbearbeitung ordentlich austoben.
Nachdem mir die „Atompilz-Wolke“ mit dem Weitwinkel aber zu weit weg war, bin ich kurzer Hand aufs Tele umgestiegen. Über der Tauchgondel auf der Seebrücke zog heftiger Regen auf, den es einzufangen galt.
Langzeitbelichtungen an den Buhnen
Doch nur selten hat man so viel Glück mit dem Wetter. Was aber immer geht sind Langzeitbelichtungen. Das klappt mit einem ND-Filter auch am Tag. Da das Meer in Bewegung ist, brauchst du als Gegensatz einen statischen Vordergrund. An der Ostsee sind die Buhnen, die dem Küstenschutz dienen, ein dankbares Motiv.
Achte darauf, dass dein Stativ nicht im Wasser steht, damit es nicht umspült wird und dein Foto verwackelt.
Zugegeben: es sieht ein wenig wie in der Wüste aus. Es müssen keineswegs 30 Sekunden Belichtungszeit sein. Es reichen auch 2-3 Sekunden. Der ND-Filter kann drauf bleiben. Einfach die Blende weiter öffnen.
Variiere hier einfach mit dem Standpunkt: Links, rechts, hoch, tief. Nah an den Buhnen oder weiter weg.
Es gibt unzählige Möglichkeiten und die Chance, dein persönliches Lieblingsfoto zu schießen. Du wirst sehen. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Fazit
Nach den angespannten Corona-Jahren, in denen die Fotografie (bei mir) ein wenig auf der Strecke geblieben ist, war das Umweltfotofestival in Zingst ein echter Lichtblick. Eine gelungene Ergänzung zum Familienurlaub, die mein Interesse am Fotografieren reaktiviert hat.
Das 16. Umweltfotofestival »horizonte zingst« findet übrigens vom 02. bis 11. Juni 2023 statt. Eine gute Chance es dir jetzt schon im Kalender zu notieren.
11 Kommentare
Schön von dir zu lesen! Ich war letztes Jahr zum „normalen“ Urlaub in Zingst und war auch so begeistert.
Das Thema Fotografie ist das ganze Jahr allgegenwärtig (z.B. durch mit riesigen Fotos bedruckte Garagentore samt Infotafel zu dem Foto und Fotografen).
Landschaft und Ort laden zum verweilen ein und auch wenn die Seebrücke und Tauchglocke vielleicht als Motive „ausgelutscht“ sind, schön sind sie trotzdem und für das private Fotoalbum eine tolle Ergänzung. Ein bisschen weiter hat man in Prerow dann Steilküste und einen Leuchtturm gibt es auch.
Also lieben Dank für deinen Bericht. Da schwelgt man direkt selbst in Urlaubserinnerungen. Von mir aus sind es leider 680km bis nach Zingst. Das macht man nicht für ein Wochenende. 😀
Liebe Grüße, einen schönen Sommer noch und lass dich nicht stressen, was Fotografie und Blog angehen.
Danke Daniel, schön dass du als Leser dabei geblieben bist 🙂
Ich liege gerade am Strand von Zinnowitz und schaue zu wie die Tauchgondel an der Seebrücke in die Ostsee gleitet. Im Prinzip 1:1 wie in Zingst, nur ohne Horizonte-Festival. Aber Hauptsache die Sonne lacht 🤭
Immer doch. Einen schönen und erholsamen Urlaub. 🙂
Hallo Thomas,
was für eine Freude, wieder von dir zu lesen. 🙂
Danke für die Inspirationen.
Genieß deinen Urlaub jetzt an der Ostsee und danach bin ich gespannt auf neue spannende Beiträge von dir. 🙂
Liebe Grüße
Franzi
Hey Thomas,
so schön, wieder von dir zu lesen. Ich habe quasi wöchentlich hier vorbeigeschaut und gehofft, dass du einfach nur die Benachrichtigungs-Mail vergessen hättest. Leider nicht, aber bei den Spritpreisen überlegt man zwei bis drei Mal, ob man wirklich irgendwo hin fährt. Kommt mir jedenfalls sehr bekannt vor. Umso schöner, diesen wunderbaren Beitrag zu lesen.
Dieses Fotofestival in Zingst muss ich mir wirklich mal merken. Leider ist Anfang/Mitte Juni immer eher doof bei mir.
Liebe Grüße vom Ruhrpottrand
Ben
Hallo Ben,
als wöchentlicher Besucher hältst du zumindest den Traffic auf meinem Blog am Leben, für den man keine Spritkosten braucht.
Gut zu wissen, dass du nach so langer Schaffenspause die Hoffnung noch nicht aufgegeben hast 🙂
Die Fotoausstellungen in Zingst gibt es das ganze Jahr, auch das Max Hünten Haus hat täglich geöffnet. Insofern musst du nicht zwingend auf das nächste Fotofestival warten. Ein Besuch lohnt immer.
Schauen wir, was die fotografische Zukunft noch für Erlebnisse bereit hält.
Bis bald!
Gruß
Thomas
Hallöchen lieber Thomas,
vielen Dank für diesen unterhaltsamen Beitrag und den kleinen aber feinen Einblick in das Fotofestival Zingst. Wir waren im April diesen Jahres seit einiger Zeit mal wieder in Zingst und ich kann dem nur zustimmen, der Ort selber ist für Touristen schon sehr schön, für Fotobegeisterte umso schöner. Beinahe jede Ecke in Zingst hat was mit der Fotografie zu tun, sehr schön für uns (Hobby-) fotografen.
Auch ich sitze aktuell unter anderem an einem Beitrag zu Zingst, zwar nicht zum Fotofestival, aber zum Ort und der Umgebung. Landschaftlich ist der Darß schon sehr sehenswert.
Vielen Dank für deinen tollen Beitrag und die schönen Bilder. Somit hast du mich persönlich wieder etwas Motivation in die Finger getrieben meine noch offen Beiträge zu finalisieren. Danke dafür 😉
Bis demnächst
LG Andreas
Andreas, hi!
Dann hau mal kräftig in die Tasten. Euer Zingstbesuch im April ist schon ein paar Tage her 😉
Ich bin gespannt und drücke fleißig die F5-Taste.
Bis bald!
Thomas
Ein tollen Bericht hast geschrieben. An der Ostsee bin ich nur, wenn ich die Fähre in eines der vier skandinavischen Länder nehme. Dabei tue ich der Ostsee bestimmt unrecht. Vielleicht wird ja Zingst der nächste Stopp.
Zumal du in den Kommentaren geschrieben hast, dass man die Ausstellung das gesamte Jahr besuchen kann.
Wer weiß, vielleicht geht es das nächste Mal nach Zingst 🙂
Danke dir und viele Grüße
Futzipelz
Hallo Futzi,
dann drücke ich fest die Daumen, dass du es eines Tages nach Zingst schaffst. Wir waren mittlerweile schon zum 4. Mal dort 🙂
Kann zwar mit den skandinavischen Ländern nicht mithalten, aber der Vergleich ist auch unfair :-p
Gruß
Thomas
Vergleiche sind immer unfair. Jeder Ort hat irgendwie seinen Reiz. Man muss ihn nur erkennen. Von daher: Ich muss mir Zingst bald ansehen 🙂