Die Selketalbahn sieht der Brockenbahn zum Verwechseln ähnlich. Logisch! Als Teil der Harzer Schmalspurbahnen ist sie im gleichen Streckennetz unterwegs. Nur eben auf der Südseite des Harzes. Sie fährt bereits seit 1887 und ist damit die älteste Schmalspurbahn im Harz.
Höchste Zeit für ein bisschen Eisenbahnromantik, mit Schneegestöber und Fotografie mit hohem Anspruch. Ich zeige dir vier Stationen, an denen ich die Selketalbahn fotografiert habe. Alle Fotospots verlinke ich dir in einer Karte, schreibe die Zeiten dazu und gebe dir Tipps, damit du es noch besser machen kannst 🙂
Ein bisschen Planung muss (leider) sein
Schritt 1: Den Fahrplan studieren
Die genauen Abfahrts- und Ankunftszeiten der Selketalbahn findest du auf der Webseite der Harzer Schmalspurbahnen. Um Enttäuschungen zu vermeiden, die ich natürlich schon erlebt habe, gilt es die Symbolik neben der Zug-Nr. zu beachten! Nicht jede Selketalbahn ist zwingend eine wunderschöne Dampflok. Der Fahrplan ist gespickt von vielen (für mich) weniger attraktiven Triebwagen.
Es macht sich schnell Ernüchterung breit, wenn man bemerkt, dass es sogar nur eine einzige Dampflok gibt, die im Winter zu einer lichttechnisch »perfekten« Uhrzeit durchs Selketal tuckert. Es ist Zug-Nr. 8966, die von 14:13 – 16:05 Uhr (im Dezember) ideal in den Sonnenuntergang gleitet. Das erklärt vielleicht die »Verfolgungsjagd« im Titel, denn ich möchte die eine Bahn, an einem Tag, an möglichst vielen unterschiedlichen Standorten fotografieren.
Schritt 2: Die Standortplanung
Diese Standorte gilt es nun ausfindig zu machen, um die Dampfigkeit auf Schienen mit maximaler Romantik einzufangen.
Und ja, natürlich ist das ein wenig stressig. Und ja, man muss viel fahren, einen Parkplatz finden, die Kamera immer griffbereit haben und; wenn einem das alles noch nicht genug ist, am besten noch parallel mit der Drohne fliegen. Logisch! Machen wir alles 🙂
Erschwerend kommt hinzu, dass das Schienennetz der Selketalbahn an vielen Stellen abseits der Straße liegt. Um nicht zu riskieren, dass mich die Bahn abhängt, bin ich das komplette Streckennetz von Mädgesprung bis Stiege in der Satellitenansicht von Google Maps »abgefahren«. Anschließend habe ich die Strecke mit dem Auto geplant und siehe da; zwischen Straßberg und Güntersberge fährt die Selketalbahn komplett Querfeldein. Damit ist klar: Man kann leider nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
Letztlich habe ich mich für vier Standorte entschlossen, die ich dir in einer Karte verlinkt habe.
Fotos der Selketalbahn
14:45 Uhr: Mägdesprung
Diesen Spot habe ich ausgesucht, weil hier die Gleise eine schöne Kurve durch den Wald bilden. Zudem kreuzt die Selketalbahn die B185. Man kann also easy aus dem Auto hüpfen und fotografieren.
Soweit die Theorie.
Vor Ort kommen mir Zweifel. Es ist weniger Schnee als erwartet. Die Laubbäume sehen langweilig aus. Passt der Blickwinkel wirklich? Ist die Bahn am Ende nicht doch zu klein im Bild?
Fluchtartig verschiebe ich meinen Standort um 100 Meter. Die Nadelbäume weiter vorne haben mir besser gefallen. Sie bilden einen interessanten Tunnel; und die Selketalbahn fährt mitten durch.
Leider steigt noch zu wenig Rauch auf, aber wir steigern uns noch. Bitte nicht wegklicken! Ich fahre nur schnell zum nächsten Standort.
14:58 Uhr: Petruskapelle Alexisbad
Hier war ich letztes Jahr schon. Ebenfalls im Schnee. Nur leider ohne Selketalbahn.
Heute ist es endlich soweit. Da kommt sie!
Während der Zug in den Bahnhof Alexisbad einfährt, steige ich ins Auto und fahre 800m weiter Richtung Ortsausgang.
15:10 Uhr: Alexisbad
Hier fährt die Selketalbahn über eine wunderschöne Brücke.
Denkste! Heute nicht. An dieser Stelle ist der Abzweig nach Harzgerode. »Meine« Bahn fährt aber geradeaus Richtung Silberhütte. Das ist mir leider erst aufgefallen, als die Selketalbahn schon lautstark zu hören war. Der Fotografen-Dude ganz links im Bild war schlauer. Er kennt sich offensichtlich gut aus und steht an der richtigen Stelle. Leicht erhöht. Mit Stativ. Perfekt positioniert. Während ich wie der größte Noob über die Schienen flitze, um die Bahn noch zu erwischen.
Und dann schießen einem schlaue Sprüche in den Kopf: »Vordergrund macht Bild gesund«: Ja ja, sicher. Aber woher nimmt man den, wenn man nur noch 4 Sekunden Zeit hat.
»Eine tiefe Position einnehmen«, war dass, was mir auf die Schnelle eingefallen ist. Ein weiterer Fauxpas. Denn mit dem Weitwinkelobjektiv kippen die Personenwagen wie ein Kartenhaus zusammen.
Doch eine letzte Chance habe wir noch!
15:43 Uhr: Güntersberge
Während die Selketalbahn am Bahnhof in Güntersberge auf das Abfahrtsignal wartet, stehe ich einen Kilometer entfernt am Bergsee. Ich warte auf das große Finale. Die Drohne ist bereit. Und dann rollt sie ein, wie auf einer Modelleisenbahnplatte.
Ich drehe die Kamera. Endlich bekomme ich mein Zielfoto: Mit der untergehenden Sonne im Bild.
Dann zieht die Selketalbahn davon und verschwindet in der Ferne.
Doch ich komme wieder; und werde (noch) besser vorbereitet sein 🙂
4 Kommentare
Hallo Thomas,
sehr schöne Bilder mit interessanter Beschreibung. Ich lese deine Beiträge immer wieder gerne!
Liebe Grüße
Simone
Danke Simone,
schön dass du an Bord bist 🙂
Ich versuche noch einen weiteren Beitrag in den kommenden 2 Tagen zu schaffen, damit die Inaktivität des Jahres in der Statistik nicht ganz so mies ausfällt :-p
Fehlt nur noch die Szene, wie du mit dem Auto über den Bahnübergang heizt und dabei nur knapp von der heranfahrenden Bahn verfehlt wirst. Fakultativ mit Polizei und Blaulicht hinter dir. 😀 Das „Tunnel“bild mit den die Lok einrahmenden Bäumen gefällt mir am besten. Bei den anderen merke ich wieder, dass mich Ultraweitwinkel nicht abholt.
Guten Rutsch ins neue Jahr!
Hi Daniel,
die Polizei im Nacken wäre eine witzige Szene, zumindest für euch als Leser :-p
Ich wünsche dir ebenfalls einen guten Rutsch und werde dich im neuen Jahr mit dem Teleobjektiv und der Brockenbahn verzücken!