Der Herbst ist in den letzten Zügen. Und Züge sind das perfekte Stichwort. Heute wollen wir die Brockenbahn fotografieren, aus der Vogelperspektive! In diesem Beitrag möchte ich dir ein paar Tipps für Drohnenaufnahmen im Harz mit auf den Weg geben. Und da wir uns in einem fahrenden Zug befinden, legen wir am besten direkt los …
1 Welche Herausforderungen gilt es zu meistern?
Wer im Harz mit der Drohne fliegen möchte, steht vor zwei zentralen Herausforderungen.
1.1 Die Drohnenverordnung als Spaßbremse
Es nützt ja nichts. Zunächst sind es gesetzliche Auflagen, die es zu beachten gilt. Dass man rund um den Brocken nicht fliegen darf, leuchtet hoffentlich jedem ein. Drohnen sind im Nationalpark Harz verboten. Es drohen empfindliche Strafen.n
Das Problem an der Sache: Mit knapp 25.000 Hektar umfasst der Nationalpark weite Teile des Schienennetzes der Harzer Schmalspurbahnen. Bereits ab Drei Annen Drohne Hohne wird es für Drohnenpiloten düster. Ab Schierke sowieso. Doch ganz genau kann man die Grenzen in der offiziellen Karte vom Nationalpark Harz schlecht ablesen. Eine bessere Orientierung findet man bei OpenStreetMaps. Also schau bitte genau hin, bevor du dir die volle Drohnung gibst.
1.2 Das “Waldsterben” — ein visuelles Trauerspiel
Hat man den für sich präferierten Ort gefunden, an dem man die Drohne gesetzlich starten darf, kommen die landschaftlichen Aspekte der Bildgestaltung ins Spiel. Was für ein Satz, klingt wie aus dem Lehrbuch abgeschrieben. Sorry. Ich formuliere neu:
Um später ein Foto mit viel Likes zu genießen, muss die Brockenbahn wie der Hogwarts Express durch den Nadelwald schießen.
Reimt sich sogar! Als ich vor einigen Jahren auf räuberischer Jagd nach ihr war, hatte ich noch leichtes Spiel.
Heute ist die Situation leider eine andere. Der Waldbestand im Harz wird immer kleiner. Die Gründe sind bekannt: Hitze, Trockenheit und Stürme. Kombiniert mit dem “fleißigen” Borkenkäfer und den Waldbränden der vergangenen Monate. Eine erschreckende Kombination.
Luftaufnahmen der Brockenbahn verlieren so ihren Charme. Es sei denn man arbeitet nebenberuflich als Kriegsberichtserstatter.
2 Wie und wo findet man einen attraktiven Standort?
Im Winter, so dachte ich, wäre es eine gute Idee die Brockenbahn zu fotografieren. Schwarze Lok, weißer Schnee. Ach mein Gott wie “wunderscheen”? Auf dem Papier scheint es ein guter Kontrast zu sein. Das Ergebnis hat mich aber nicht befriedigt, weil im Schnee der weißen Rauch der Dampflok leider untergeht.
Vielleicht war der Kamerawinkel aber einfach ungünstig gewählt. Ein wenig seitlicher und ein paar Meter tiefer hätte es sicher seinen Charme. Aber gut, mittlerweile fehlen ja leider die Nadelbäume. Und Laubwald ist im Winter weniger fotogen. Ohne Blätter; die pure Struppigkeit. Vom Attraktivitätslevel vergleichbar mit einer nassen Straßenkatze, die 5:37 Uhr durchs Gebüsch neben den Mülltonnen streift. Man hat es echt nicht leicht 😉
Doch man sollte nicht die Drohne den Kopf in den Sand stecken. Rund um Wernigerode findet man noch viele natürliche und vor allem gesunde Mischwälder. Gerade im Herbst sind sie der Place to be fly. Hier lässt sich die Brockenbahn gut in Szene setzen.
Schalte am besten bei Google Maps in die Satellitenansicht und folge dem Schienenverlauf zwischen Wernigerode und Drei Annen Hohne. Du wirst reichlich Spots finden: mit Wäldern, Hügeln und jeder Menge Kurvigkeit im Streckenverlauf.
3 Wann fährt die Brockenbahn überhaupt?
Ist der perfekte Standort gefunden, gilt es die Zeiten abzuchecken. Wann fährt die Brockenbahn da lang wo du fliegst? Den Fahrplan findest du auf der Webseite der Harzer Schmalspurbahnen. Achte darauf dass es einen Sommer– und Winterfahrplan gibt. Du findest die Fahrpläne auch als Druckversion in den Touristeninformationen im Harz. Alternativ kannst du die INSA-Fahrplanauskunft verwenden.
Und wer jetzt denkt: Mensch, der Thomas von Blogografie; immer gut vorbereitet und klar strukturiert. Ne! Ich kann dir sagen wie das Herbst-Foto oben entstanden ist. Samstag aus dem Fenster geschaut: Die Sonne lacht. Blende 8? Nö, erstmal den Standort grob planen. Es ist 14:00 Uhr. Die Durchfahrt der Brockenbahn habe ich auf ca. 16:35 Uhr prognostiziert. Allerdings bin ich 120 km entfernt, in Halle (Saale). Späteste Abfahrt also 15 Uhr, um die letzte Brockenbahn des Tages noch zu erwischen. Also schnell eine Whatsapp an meine Frau gesendet, die aber noch in der Stadt unterwegs war. Einer muss aber auf die Kinder aufpassen! 15:10 Uhr gelingt mir die Flucht gen Harz. Wir nehmen den Motorroller. Mein Sohn kommt mit. »Ja, die dünne Hose reicht, es ist Sommer«. Doch “späteste Abfahrt 15:00” und “15:10 Uhr gelingt mir die Flucht” passt leider nicht zusammen, wenn man keinen Puffer hat. Oder; um es sprichwörtlich zu sagen:
Der Zug ist abgefahren
Wir waren zwei Minuten zu spät am Ziel. Und dann beginnt die Hetzjagt. Drohne raus. Sportmodus an. 75km/h. Rückwärts. Alle Sensoren aus. Hauptsache die Bahn einholen. #harzinfarkt
Natürlich war die Kamera noch auf “5-Fach-Belichtungsreihen” gestellt, vom letzten Flug an der Burg Falkenstein. So konnte ich nur 1-2 Fotos auslösen, die zudem unscharf waren, weil die Belichtungszeit irgendwo bei 1/60 Sek. gemittelt war. Und ja, auch die Empfehlung zur dünnen Hose bei meinem Sohn hat sich gerächt. Nach insgesamt vier Stunden Fahrt, am Abend bei unter 10 Grad. Da half nur noch die Badewanne. Fotografieren mit mir ist nicht immer angenehm. Aber wir schweifen ab!
Wo wir gerade bei Enttäuschungen sind: Eines gilt es zu vermeiden. Du solltest wissen, dass nicht jede Brockenbahn mit hübschen Dampfloks fährt. Im Fahrplan wird die jeweilige Lok symbolisch neben der Zugnummer angezeigt. Schau da bitte ganz genau hin! Es gibt nämlich auch »hässliche« Triebwagen, die eher an eine Straßenbahn erinnern.
Das ist besonders ärgerlich, wenn man nur einen Drohnen-Akku dabei hat, dieser dann leer ist und man keine zweite Chance mehr hat. Auch hier spreche ich (natürlich) aus Erfahrung. Denn genau das ist mir zuletzt bei der Selketalbahn passiert, ebenfalls eine Dampflok wie die Brockenbahn. Nur kam eben der Triebwagen durch den Wald getuckert.
Den letzten Faux Pas dieser Art hatte ich vor drei Tagen am Brocken. Denn man muss wissen: Nicht alle Dampfloks, sind schwarz und attraktiv. Es gibt sie auch in rot. Weniger schön. Ärgerlich vor allem dann, wenn man (mal wieder) wie ein Irrer bei 2 Grad um 13:40 Uhr den Heinrich-Heine-Weg entlang rennt, um die Brockenbahn mit einem Puffer von 30 Sekunden noch zu erwischen. Was zwar geklappt hat, dann aber die rote Lok um die Ecke kam …
Und weil wir gerade beim Thema “Attraktivät” der Lok sind; noch ein letzter Hinweis. Wichtig ist auch die Fahrtrichtung. Das hatte ich bereits im Blogbeitrag 5 Tipps zum Fotografieren der Brockenbahn im Harz erklärt. Auf dem Rückweg vom Brocken wird die Lok oben am Gipfel gedreht. Sie fährt dann faktisch rückwärts und sieht weniger schön aus. Also fotografiere die Bahn am besten immer auf dem Hinweg zum Brocken.
4 Die passenden Kameraeinstellungen
Letzter Punkt auf der Agenda. Du denkst jetzt vielleicht, Kameraeinstellungen? So ne Drohne ist doch wie ein Handy. Man drückt den Auslöser. Fertig. Im Prinzip schon. Jedoch befinden wir uns, wie eingangs erwähnt, in einem fahrenden Zug. Deshalb schalte den Automatikmodus besser aus, sonst riskierst du unscharfe Bilder. Ein dunkler Zug im dunklen Wald verleitet zu längeren Belichtungszeiten bei der Automatik. Bei bewegten Objekten wie Zügen wird genau das zum Problem. Das sieht man (leider) auch in meinem Foto:
Die Brockenbahn ist im Zweifel schneller als man denkt. Das merkt man spätestens dann, wenn man sie im Bildausschnitt verpasst hat und versucht sie im normalen Flugmodus einzuholen. Klappt nicht. Dann hilft nur noch der Sportmodus. Wobei sämtliche Hindernis-Sensoren abgeschaltet sind, die Drohne im schlimmsten Fall in die Bäume kracht oder du mit einem Bein im Knast stehst, weil sie außerhalb deiner Sichtweite fliegst.
Doch schon wieder schweife ich ab. Was ist heute nur los!
Leider bleiben nicht viele Optionen, bezüglich der Kameraeinstellungen. Die Blende der (meisten) Drohnen ist fix. In meinem Fall f/2.8, an der DJI Air 2S. Wenn man gleichzeitig filmen möchte, hat man vielleicht noch einen ND-Filter drauf, der die Belichtungszeit künstlich verlängert. Und an der ISO kann man aber leider nicht unendlich drehen, weil die Sensoren der Drohnen verglichen mit “richtigen” Kameras zu mies sind. Im Zweifel also lieber etwas zu dunkel belichten und die Fotos in der Nachbearbeitung aufhellen, als unscharfe Ergebnisse zu erzielen. Fotografiere am besten im DNG-Format, dann hast du in der Nachbearbeitung die nötigen Reserven im Gepäck, die du im JPG-Format verschenken würdest.
Fazit
Ich hoffe mein Beitrag war unterhaltsam und vor allem nützlich für dich. Und falls du jetzt sagst: »Ich verstehe nur Bahnhof«, dann freue ich mich wie immer über Anmerkungen aller Art. Vielleicht hast du noch eine Frage? Oder eine Ergänzung? Dann nutze gern die Kommentarfunktion.
10 Kommentare
Am eindrücklichsten aus der Reihe finde ich das Bild mit den abgeholzten Flächen und toten, gefällten Bäumen. Ich war 2017 im Harz und gerade in dem Kontrast zu meinen Erinnerungen wirkt das Bild enorm. Vielleicht ist es nicht das beste Bild für Likes auf Instagram, aber auf mich wirkt es am besten.
Hallo Daniel,
dazu habe ich auch ein Drohnen-Video auf Instagram hochgeladen. Schau gern mal in meinem Story-Archiv nach: https://www.instagram.com/stories/highlights/17906020001596865/
Wird dir sicher gefallen 🙂
Gruß
Thomas
Ich habe kein Instagram mehr. Das hat einfach zu viel sinnlose Zeit geschluckt. Dazu die Werbung, ich habe nicht mehr die Posts gesehen, die mich interessieren… hat mich mehr genervt als unterhalten. Nur ohne Account kann man Storys nicht sehen. 😀
Kann ich gut nachvollziehen Daniel!
Damit du dir das Video auch ohne diesen »Insta Kram« ansehen kannst, habe ich es dir auf YouTube hochgeladen:
https://youtu.be/br74HQJ17Jk
Moin Thomas,
dieser Kontrast zwischen dem alten und den neuen Fotos ist echt hart. Das Erlebnis hatte ich ja im letzten Jahr auch zwei Mal. Ist übrigens leider nicht nur im Harz so – auch bei einer Fahrt durchs Sauerland muss man diesbezüglich mittlerweile starke Nerven haben und deshalb habe ich schon 2-3 Fotospots dort von meiner imaginären Liste gestrichen.
Was das Drohnenvideo angeht, würde mich mal interessieren, was ich mit meiner Mini 2 falsch mache. Also abgesehen davon, sie auf slowakischem Asphalt aufschlagen zu sehen. -.- Spätestens wenn die Drohne 300-500 Meter weg ist, habe ich schon die ersten Aussetzer in der Übertragung. Dabei ist es egal, ob ich in der Stadt, im Gebirge, oder auf’m planen Acker fliege. Liegt’s am Android-Smartphone? Liegt’s an irgendeiner Einstellung, die ich nicht auf dem Schirm habe? Liegt’s an der Mini im Vergleich zur 2s? Fragen über Fragen…
viele Grüße
Ben
Hallo Ben,
ja, da hast du recht. Klimawandel und Monokulturen sind nicht nur im Harz ein Problem. Dennoch tragisch, weil ich das Elend faktisch vor der Haustür habe :-p
Was deine Drohne betrifft: Deine Mini 2 und meine Air 2S unterscheiden sich in der Funkübertragung: OcuSync 2.0 vs. 3.0. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass hier die Ursache liegt.
Jedoch ging es mir im Harz vor 2 Wochen auch so: Ich bin von der Terrasse vom Ferienhaus gestartet und plötzlich war die Verbindung schon nach 200m abgerissen. Als Ursache hat sich bei mir herausgestellt, dass ich parallel mit dem WLAN vom Ferienhaus verbunden war und so wohl die Verbindung gestört wurde.
Beim zweiten Flug habe ich das iPhone dann einfach in den Flugmodus geschickt. Ha! Ich glaub darum heißt der auch Flugmodus 🙂 Ne, aber ernsthaft. Bei mir sind zwei Sim-Karten im Telefon + WLAN aktiviert und dann noch die Drohne fliegen. Das überfordert die Verbindung. Seitdem fliege ich stets im Flugmodus (ohne WLAN, ohne Mobilfunknetz) und die Verbindung ist bis 1km recht stabil. Im Zweifel gehen auch 2km. Weiter bin ich nie gekommen. Von den angegebenen 8km Reichweite bin ich meilenweilt entfernt. Das scheint nur Marketingquatsch zu sein.
Hi Thomas,
danke für die Idee mit dem Flugmodus. Das probiere ich direkt mal aus, sobald die Drohne wieder lebt. 🙂 Ich hatte bisher aus irgendwelchen Gründen gedacht, dass ich zum Fliegen ein bestehendes Mobilnetz benötige. Allerdings würdest du ja dann im Harz nicht fliegen können. 😉
Die 8km scheinen sich auf dieses US-Funkprotokoll zu beziehen und auf optimalste Bedingungen gerechnet worden zu sein. Mein Auto verbraucht ja angeblich auch nur knapp 5 Liter Sprit. 🙂 Aber so 1-2 km wären ja schon mal ein riesiger Fortschritt.
Ja, die Sorge hatte ich auch immer. Aber in der Tat braucht die Drohne zum Fliegen kein Mobilfunknetz. Im Harz ist dass sowieso Mangelware 😉
Die 8km Reichweite sind übrigens NICHT im US-Funkprotokoll, dort fliegt die Air 2S sogar noch 4km weiter.
Zitat DJI-Webseite:
kann ja sehen wie sehr Du die Berglandschaften liebst. bin Dir in den Alpen, Harz und der Sächsischen Schweiz gefolgt. ( lebe in Australien und finde es grossartig zu sehen wie Deine Generation fotographiert.). nun hoffe ich das Du etwas von Ostsee, Nordsee, Insel Urlaub bringst. der Deutsche Wald zu allen Jahreszeiten besonders mit Pilzen im Herbst sind mir liebe Erinnerungen die tief eingeprägt in mir leben.
Hallo Ron,
wir waren vor drei Wochen an der Ostsee (Rügen). Darum wird es in den kommenden 2-3 Blogbeiträgen gehen. Insofern kann ich deinen Wunsch erfüllen 🙂
Danke für dein Interesse und das fleißige Mitlesen auf meinem Blog 🙂
Gruß
Thomas