Hast du dich jemals gefragt, wie es ist, einen Marathon zu laufen? Für mich war es ein Abenteuer, das ich nie vergessen werde. Der Mitteldeutsche Marathon 2024 von Leipzig nach Halle (Saale) war mein allererster Marathon, und die Reise dorthin war mindestens genauso spannend wie der Lauf selbst. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen – von der Vorbereitung über Verletzungsdramen bis hin zum Zieleinlauf. Lies gern weiter, um Inspiration und wertvolle Tipps für deinen eigenen Marathon zu erhalten. Aber ich muss dich vorwarnen: Der Text ist lang, es ist schließlich ein Marathon!
Die Vorbereitung auf den Marathon
Einen Marathon zu laufen, erfordert mehr als nur gute Laufschuhe – es braucht Zeit, Disziplin und eine gute Strategie. Seit fünf Jahren laufe ich regelmäßig und habe bereits einige Halbmarathons gemeistert. Aber 42,195 Kilometer? Das war Neuland. Bereits 2021 hatte ich einen ersten Versuch gewagt – allerdings ohne konkreten Plan. Ein 30-Kilometer-Lauf auf Asphalt endete mit einer schmerzhaften Lektion: dem Schienbeinkantensyndrom. Es folgten Physiotherapie und drei Monate Laufpause.
Diesmal wollte ich es besser machen und setzte auf Struktur und einen soliden Trainingsplan. 16 Wochen blieben mir für die Vorbereitung. Die ersten vier Wochen habe ich für ein lockeres Einlaufen genutzt: Kilometer sammeln, um wieder reinzukommen.
Der 12-Wochen-Trainingsplan
Für die „echte“ Vorbereitung entschied ich mich für einen klassischen 12-Wochen-Trainingsplan, den ich auf foodspring.de fand. Er kombiniert vier Laufeinheiten und zwei Krafttrainings pro Woche – eine Herausforderung, die Disziplin und Organisation erforderte. Denn schnell merkt man: Das Training ist der eigentliche Marathon!
Mein Tipp: Trage deine Trainingseinheiten fest in deinen Kalender ein, am besten auf dem Smartphone. Sobald sie dort stehen, gibt es kein Zurück mehr! Das ist nicht immer einfach, aber Ausreden bringen uns nicht weiter. Selbst mit Vollzeitjob, Familie und zwei Kindern ist es mir gelungen, das Training in den Alltag zu integrieren – mitten im Hochsommer! Das bedeutete: Wecker am Wochenende stets auf 6 Uhr gestellt. Nur so konnte ich die langen Läufe bei humanen Temperaturen im Wald absolvieren.
Highlights meines Trainings:
- Wochenpensum: von 40 km auf bis zu 82 km gesteigert
- Lange Läufe am Wochenende: 21 km, 24 km, 26 km, 2×30 km und 32 km
- Zeitmanagement: Laufen vor der Arbeit, Krafttraining in der Mittagspause und abends nochmal joggen
Rückschlag: Verletzung kurz vor dem Marathon
Zwei Wochen vor dem großen Tag passierte das Undenkbare: Im Urlaub am Gardasee zog ich mir eine Verletzung zu. Nach einem kurzen Lauf an der Promenade spürte ich ein Stechen in der rechten Wade – und es wurde schlimmer! Es fühlte sich an, als würde ein Messer darin stecken. Nach zwei Kilometern musste ich sogar abbrechen.
Doch der Schmerz blieb! Auch in den kommenden Tagen – selbst beim normalen Gehen. Ein echter Schock. So kurz vor dem Marathon. Was nun? Meine einzige Chance war die Zwangspause. Keine Läufe mehr, keine Belastung, voller Fokus auf die Regeneration. In der Hoffnung, dass es in zwei Wochen weg ist.
Die Regenerationszeit nutzte ich, um kreativ zu sein – mit Fotografieren und Bloggen, z.B. beim Weinfest in Bardolino und auf Entdeckungstour in Malcesine. Zwischendurch bin ich immer mal ein paar Schritte „gerannt“, um die Wade zu checken. Zuletzt bei der Bergung meiner Drohne, die ich leider an der Madonna della Corona geschrottet habe.
Der letzte Tag vor dem Marathon
Bis zum Vorabend des Marathons war ich unsicher, ob ich überhaupt starten kann. Ein kleiner Shakeout-Run am Nachmittag gab mir dann aber Hoffnung. Es zwickte zwar noch ein wenig in der Wade, aber der Schmerz war auszuhalten.
Also machte ich mich auf den Weg zum Marktplatz in Halle (Saale), um meine Startunterlagen abzuholen.
Während des Abendessens – es gab Kürbissuppe mit Süßkartoffeln – dachte ich darüber nach, was es für morgen noch vorzubereiten gibt. Wie läuft die Anreise nach Leipzig? Welche Musik höre ich während des Laufs? Was ziehe ich an? Und ich dachte darüber nach, was passiert, wenn ich mitten auf der Strecke abbrechen muss. Wie komme ich nach Hause? Ich entschied mich, mein Smartphone mitzunehmen. So kann ich zur Not Hilfe rufen. Spontan habe ich eine WhatsApp-Gruppe mit meiner Familie und Freunden gegründet, um meinen GPS-Standort live mit ihnen teilen zu können.
Der große Tag: Mein erster Marathon
Viel Schlaf war heute leider nicht drin. Zu lange habe ich gestern noch über den Marathon gegrübelt.
Zum Frühstück entschied ich mich für zwei Toastbrote mit Honig, schnappe mir noch zwei Bananen und machte mich auf den Weg.
Anreise nach Leipzig
Wie so oft bin ich spät dran. Die letzten Meter zur Straßenbahn musste ich sprinten, um sie nicht zu verpassen.
Zehn Minuten später erreichte ich den Hauptbahnhof von Halle (Saale). Erinnerungen werden wach: 3900 Stunden habe ich im Zug verbracht, in meinen fast zehn Jahren als Berufspendler. Heute stehe ich ganz allein in der großen Bahnhofshalle – in meinen Laufschuhen.
Die S-Bahn nach Leipzig steht schon abfahrbereit auf Gleis 3. Ich hoffe, auf dem Rückweg brauche ich keinen Rollator.
Mein Körper signalisiert mir, dass ich zunächst das WC im Zug aufsuchen sollte – Laufen geht bekanntlich durch den Magen. Dann beginnt die Reise nach Sachsen.
»Die Fahrscheine bitte.« Ich zeige meine Startnummer, die als Fahrkarte gelten soll, und verweise auf den Mitteldeutschen Marathon. Der Zugbegleiter grübelt und sagt: »Sowas habe ich noch nie gesehen. Aber ja, viel Erfolg!«
Die kommenden 30 Minuten Fahrt überdenke ich die letzten Details. Auf YouTube schaue ich mir ein Video an, wie die sogenannte Marathon-Bindung am Laufschuh funktioniert – wollte ich schon immer mal ausprobieren!
Dann checkte ich meine Verpflegung. Als Ergänzung zu den Äpfeln und Bananen, die es an den zahlreichen Verpflegungspunkten gibt, habe ich vier Gels mitgenommen. Ich wollte vermeiden, dass es an irgendeinem Punkt zum Energieverlust kommt. Bei Kilometer 10, 20, 30 und bei 38 habe ich daher ein Gel eingeplant – quasi jede Stunde eins.
Kurz vor 8:00 Uhr dann die Ankunft in Leipzig. Alles ist sehr gut ausgeschildert. Zum Marathon geht’s also nach links?
Mit der Straßenbahn fahre ich weiter zum Sportforum Süd, bis zur Red Bull Arena. Hier startet um 9 Uhr der Mitteldeutsche Marathon, der von Leipzig nach Halle (Saale) führt.
Ein kurzer Blick auf den Wetterbericht sagt mir: Es ist kälter als gedacht. Gefühlt sind es nur 2 Grad.
Trotzdem im T-Shirt laufen? Ich gehe zum Start, um die Kleidung der anderen, etwa 300 Läufer, zu checken.
Ich entscheide mich doch lieber, im Pullover zu laufen. Das bedeutet: Startnummer nochmal abmachen, Sicherheitsnadeln am Pullover befestigen, Laufbeutel abgeben – und zack, fast den Startschuss verpasst! Ich teile noch schnell meinen Live-Standort per WhatsApp, dann beginnt die Reise.
Mein Lauf: Der Kampf gegen Wind
Die erste Stunde folgte ich dem Teilnehmerfeld auf dem schmalen Elster-Luppe-Deich. Mit 6:20 Pace deutlich zu langsam, aber es gab kein Vorbeikommen. Um Zeiten ging es heute aber eh nicht. Ankommen war das Ziel – ohne Verletzung.
Der stärkste Gegner? Der Wind! Mit Böen bis 53 km/h war jeder Kilometer eine Herausforderung. Doch die Stimmung, die Helfer und die WhatsApp-Nachrichten per Video an meine Familie motivierten mich.
Der Zieleinlauf: Ein unbeschreibliches Gefühl
Ab Kilometer 34 wartete ich auf den „Mann mit dem Hammer“. Doch er blieb aus! Stattdessen erreichte ich das Ziel mit einem Lächeln – zwar deutlich langsamer als erwartet, aber dafür glücklich.
Das Beste: Im Ziel warteten meine Familie und ein Arbeitskollege, um den Moment mit mir zu feiern. Und meine Garmin-Uhr sorgte am Ende für den Lacher des Tages.
Mein Fazit: Warum ein Marathon unvergesslich ist
Einen Marathon zu laufen ist mehr als nur eine sportliche Herausforderung – es ist eine Reise zu sich selbst. Es war für mich bis zum Schluss unvorstellbar, 42 Kilometer zu laufen, aber mit dem richtigen Training wurde es möglich.
Mein Tipp: Starte mit kleinen Zielen, wie einem Halbmarathon, und arbeite dich Schritt für Schritt vor. Und vergiss nicht, den Moment zu genießen – beim ersten Marathon gibt es immer eine persönliche Bestzeit!
Was ist mit dir?
Planst du deinen ersten Marathon? Oder hast du Fragen zu meinem Training? Teile gern deine Gedanken in den Kommentaren – ich freue mich auf den Austausch!
4 Kommentare
Tolle Leistung – Gratulation….. und dann noch Fotos davon – Respekt!!!!!!!!!!!
Herzlichen Dank!
Ich hätte gern mehr Fotos präsentiert, aber beim Trainieren und dem Marathon selbst war dafür einfach keine Zeit. Es war ursprünglich auch nicht geplant, überhaupt einen Blogbeitrag darüber zu schreiben. Es ist ja doch thematisch eine ganze Ecke von dem entfernt, was ich sonst schreiben 😉
Tolle Leistung, Thomas!
Einen Marathon hatte ich in meinem früheren Leben als sehr aktiver Sportler auf der To Do Liste, später nicht mehr. Für mich zählten regelmäßige 5 – 10 km Läufe. Nach deinem Bericht kommt dann doch irgendwie die Lust.
Aber wie du schön beschrieben hast, benötigt es einiges an Disziplin, Willen und natürlich Training, um am Ende auch mit einem Lachen im Gesicht über die Ziellinie zu laufen.
Glückwunsch an dich!
P.S.: Für mich geht es heute auch noch in die Laufschuhe.
Danke lieber Futzipelz 🙂
Das schöne am Laufe ist ja; das Alter spielt keine große Rolle. Du kannst ein solches Ziel also auch in deinem jetzigen Leben in Angriff nehmen. Wenn du bereits regelmäßig laufen gehst, ist die Basis gelegt. Der Rest ergibt sich in den 12 Wochen dann automatisch. Man muss es nur machen (und wollen :-p)