Gibt es ein Rezept für bessere Urlaubsfotos? Oder kocht Benjamin Jaworskyi nur sein eigenes Süppchen? In seinem neuen Buch präsentiert er uns 50 Foto-Ideen für deine nächste Reise. Ob das alles Quatsch ist oder sich die Lektüre für DICH lohnt, klären wir in diesem Blogbeitrag. Genau wie die Frage, was es mit dem Spaghetti-Monster auf sich hat.
Der Disclaimer vorab: Der Humboldt-Verlag hat mir das Buch kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich stehe aber in keinem Verhältnis zum Verlag und bekomme auch von Ben keinen Cent für diesen Blogbeitrag. Euros leider auch nicht.
Dafür liege ich im Freibad in Zell am Ziller, aus freien Stücken, trage aber eine Badehose :-p
Okay, ich lag im Freibad. Mittlerweile sitze ich am Schreibtisch. Der Sommer ist vorbei. Zeit die unzähligen Blogbeiträge zu schreiben, für die ich bisher keine Zeit hatte. Stay tuned.
An wen richtet sich dieses Buch?
Die Rezepte gliedern sich in drei Kategorien: einfach, mittel und fortgeschritten. Auf den ersten Blick wird suggeriert, dass für jeden etwas dabei ist, unabhängig vom Erfahrungslevel. Letztlich ist es aber wie beim Babybrei. Es steht auch jedem Erwachsenen frei, sich ein Glas Pastinaken aus der Säuglingsabteilung warm zu machen, um es genüsslich in der Mittagspause im Büro zu löffeln. Die Wenigsten tun es.
Und so richtet sich das Buch »Urlaubsfotos nach Rezept« für mich ganz klar an Fotografie-Einsteiger. Für jedes Rezept wird ergänzend die Umsetzung mit dem Smartphone beschrieben, was diese These untermauert. Apropos Smartphone: Hattest du schon mal das Problem, dass du bodentief fotografieren wolltest (z.B. ein Gürteltier aus Gummi), aber nicht tief genug zum Boden gekommen bist? Dreh das Smartphone einfach auf den Kopf, dann ist die Linse weiter unten. Von Ben im Buch gelernt! Herrlich.
Es macht aber auch Spaß, die »Rezepte« als fortgeschrittener Fotograf durchzublättern: zur Inspiration! Und nicht zuletzt ist es ein Muss für die vielen treuen Anhänger des charismatischen »Fotografie-Stars«, die sich das Buch als Ergänzung zu Fotos nach Rezept 1+2 ins Regal stellen wollen. Vollkommen legitim!
Worum geht es im Buch?
Es ist ein bekanntes Problem: Man ist im Urlaub und fragt sich, was man fotografieren soll. Abseits der üblichen Schnappschüsse. Genau hier setzt das Buch an: Es soll inspirieren, den Blick für bestimmte Motive schärfen und zum Nachmachen anregen. Nicht glauben, ausprobieren! Ach halt; das Zitat stammt von einem anderen, konkurrierenden YouTube-Fotograf :-p
Erfreulich ist, dass das Buch mit wenig Einleitungsballast beginnt. Damit meine ich die ersten 50 Seiten, die du in anderen Büchern mit verzogener Miene genervt überblätterst.
Hier liegen zwischen dem Vorwort und dem eigentlichen Hauptteil – den 50 Fotoideen – nur 15 Seiten! Ein paar Worte zur Wahl der Ausrüstung, eine Checkliste zum Packen selbiger und Tipps für mehr Sicherheit auf Reisen. Gefolgt von einem Kamera-Crashkurs auf fünf Seiten. Sehr knackig. Auf den Punkt! Selten so gut erlebt. Kurzweilig und informativ.
Und sehr minimalistisch; darum heißt er wohl auch BenjaMIN und nicht BenjaMAX […] Für diesen Wortwitz klopfe ich mir bei Gelegenheit selber auf den Schenkel.
Urlaubsfotos nach Rezept
Nun aber zum Inhalt!
Die Kochbuch-Idee auf andere Genre umzumünzen ist keine Neue. Kochbücher gibt es überall, auch für Informatiker wie mich, die z.B. neue Ansätze fürs Programmieren suchen. Für die Fotografie passen »Rezepte« aber ebenfalls wie die Faust aufs Auge: Oder die Hand auf den Schenkel, falls du BenjaMIN noch immer nicht verdaut hast.
Für sein Kochbuch liefert er uns eine nachvollziehbare Definition aus »Werkzeug«, »Zutaten« und »Zubereitung«. Er erklärt bei jedem Foto wie er vorgegangen ist: Welche Werkzeuge (Kamera, Objektiv) er verwendet hat, welche Zutaten (Landschaften, Menschen) notwendig waren und wie die Zubereitung (Kameraeinstellungen) erfolgt ist.
Die Rezepte selbst sind sehr abwechslungsreich. Egal wo man im Urlaub ist, aus dem großen Fundus von 50 Ideen kann jeder Kreativität abschöpfen.
Wer z.B. schon immer mal die kitschigen, verliebten Follow-Me-Fotos mit seiner Frau machen wollte, findet im Buch die passende Anleitung.
Wichtig ist, soviel habe ich aus dem Buch mitgenommen; die linke Hand zu reichen, damit man rechts fotografieren kann. Und Blende 8, auch wenn die Sonne nicht lacht 😉 Wichtig ist auf den Hintergrund zu fokussieren. Ich hätte wohl die Hand gewählt. Anfänger?
Wo wir gerade beim Level sind. Wirklich beeindruckt haben mich die Über- und Unterwasseraufnahmen, auch wenn man hier mit einem Domeport wortwörtlich im Profisegment schwimmt.
Um euch aber nicht die Spannung auf die vielen weiteren Rezepte zu rauben, verzichte ich darauf, weitere Seiten aus dem Buch zu zeigen. In Wirklichkeit plagt mich jedoch das ungute Gefühl, gegen das Copyright zu verstoßen. Aber psssssst!
Mein Fazit
Urlaubsfotos nach Rezept ist das perfekte Buch für alle, die nicht gerne lesen! Benjamin Jaworskyi hat es geschafft, ein Buch auf den Markt zu bringen, dass man stattdessen kreativ durchstöbert und gut unterhalten wird. Man kann auf einer beliebigen Seite starten, ohne aus dem Konzept zu kommen.
Die meisten Rezepte kannst du sogar am Tag zur Mittagszeit oder am Strand machen: du musst nicht auf die typischen Sonnenauf- und untergangszeit warten. Das füllt die Lücken der (Profi)-Fotografen, die vermeintlich auf diese Zeiten beschränkt sind, um gute Bilder zu machen.
Ganz nebenbei sind die Rezepte auch durchaus kurzweilig: Vom Riesen am Strand, über Langzeitbelichtungen im Cabrio bis hin zu Silhouetten im Sonnenuntergang. Es ist oft Teamarbeit gefragt! Viele Rezepte sind mit dem Partner möglich.
Für Alleinreisende gibt es eine coole Serie mit Hauseingängen; kein Witz, kein Diss; ein wirklich schönes Projekt. Alternativ kann man den leuchtenden Drink aus Rezept 24 fotografieren (schöne Umschreibung für ein Bier) oder in einer Kirche. Und hier schließt sich der Kreis zum Spaghetti-Monster.
»Ich glaube weder an einen Gott noch an das Spaghetti-Monster. Aber ich respektiere und akzeptiere jeden, der das eine oder andere tut, solange er sich oder andere nicht schadet« [Benjamin Jaworskyi, S. 59]
Im Hinblick auf den schrecklichen Anschlag, der sich in meiner Parallelstraße in Halle (Saale) am 9. Oktober 2019 abgespielt hat, sollte wir uns dessen stets bewusst sein.
10 Kommentare
Ein wirklich toll geschriebener Blogbeitrag mit hohem Unterhaltungswert. Ich denke mal das das Buch mit Sicherheit einen Platz auf der Wunschliste verdient und den einen oder anderen Fotografen Weihnachten glücklich machen wird. 😉
Liebe Grüße von Andrea
Hallo Andrea,
danke für dein positives Feedback.
„Von draußen, vom
WaldeBuchladen komm ich her;ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!“
Hallo Thomas,
schön geschriebener Blogbeitrag. Pass nur auf, dass man irgendwann vor lauter Wortwitzen den Text nicht mehr sieht. 😀 Ich bin tatsächlich überrascht, wie positiv Du das Buch rezensiert hast. Ich habe nicht erwartet, dass es o gehaltvoll ist. Jetzt muss ich es mir wahrscheinlich doch kaufen. Danke dafür! 😛
Liebe Grüße,
Daniel
Hallo Daniel,
als der Humboldt-Verlag bei mir anfragte, ob sie mir ein Belegexemplar zur Rezension schicken dürfen, war ich ebenso skeptisch:
Kann ein YouTuber überhaupt ein guter Buchautor sein? Oder ist das alles nur Geldschneiderei?
Und dann war ich positiv überrascht. Klar ist das Buch mit 26,99 EUR kein Schnäppchen; aber alle Bücher der Humboldt-Serie liegen in diesem Preissegment. Für den Autor bleiben nur ein paar wenige Prozente übrig. Insofern wohl eher ein Herzensprojekt, mit dem Ben nicht reich wird. Und auf 50 Foto-Ideen am Stück muss man erstmal kommen 😉
Für Einsteiger und zum Durchblättern im Urlaub eine gute Wahl. Zumal das Format recht handlich ist und in jede Tasche passt.
Ich habe mir das Buch zu Weihnachten geholt und stimme Dir komplett zu. Ich war positiv überrascht und konnte den ein oder anderen Tipp daraus mitnehmen. Für den Urlaub eine gute Lektüre mit soliden und Fotografielaien sicher kreativen Ideen. Wenn man sich eingehender mit Fotografie und insbesondere Instagram beschäftigt kennt man die meisten Motive. Aber um sie entspannt auf dem Schirm zu haben lohnt sich das Buch. 🙂
PS: Wie kriegt man es eigentlich hin, sich hier dauerhaft mit Profilbild zu registrieren? Anscheinend habe ich es auf den Augen. Dabei habe ich doch schon eine dicke Brille. 😀
Hallo Daniel,
die einfachste Möglichkeit, ein Profilbild zu setzen, ist die Registrierung auf https://de.gravatar.com/. Der Vorteil ist, dass dein Profilbild dann nicht nur in den Kommentaren auf Blogografie.de erscheint, sondern auch auf allen anderen Webseiten / Blogs, in denen du Kommentare schreibst. Und wenn du dein Profilbild mal änderst, wird es automatisch bei allen Kommentaren / auf allen Webseiten aktualisiert. Gleiches gilt beim Löschen.
Spannend! Danke für die schnelle Antwort. 🙂
… und siehe da, ein Profilbild ist da 🙂
Gut geschrieben. Ich hatte es mir auch gekauft und bin zufrieden es ist gespickt mit tollen ideen auch wenn nicht alles neu für mich war. Außerdem passt es im Regal zu seinen anderen Büchern und zu denen von Stephan Wiener und Steffen Böttcher 🙂
Das freut mich Michael!
und vielleicht steht auch irgendwann mal ein Buch von mir in deinem Regal 😉