Als Blogger freue ich mich über Kooperationsanfragen: wenn sie seriös sind! Leider gibt es da draußen viele schwarze Gürteltiere Schafe. Schleichwerbung, getarnte Gastbeiträge, unsinnige Produktplatzierungen. Heute möchte ich dir fünf Arten von unseriösen Anfragen präsentieren und zeigen, wie ich darauf reagiert habe.
Lasset die Spiele beginnen!
Anfrage 1: Schleichwerbung
Es ist der Klassiker. Es soll ein Produkt beworben werden, ohne den zugehörigen (Blog)-Post als Werbung zu kennzeichnen. Und so läuft es ab:
Während ich noch eine Weile nachdenke, ob ich die Anfrage überhaupt beantworte, kommt bereits der Reminder:
Ein Karten-Shop? Vielleicht kann man dort Fotos auf Postkarten drucken lassen? Klingt erstmal nach einer normalen Anfrage. Ein Produkt unabhängig testen und optional einen Beitrag dazu schreiben. Warum nicht. Fragen wir also nach den konkreten Bedingungen:
Die Antwort landet schnell in meinem Posteingang:
Und da ist er, der Knackpunkt:
Es ist uns wichtig, dass der Bericht nicht als Werbung oder Anzeige markiert wird
Ein klarer Verstoß gegen die Kennzeichnungspflicht. Für mich ein No-Go.
Anfrage abgelehnt!
Anfrage 2: Gastbeitrag ohne Kennzeichnung
Diese Anfrage ähnelt der Schleichwerbung aus Anfrage 1, legt aber noch eine Schippe Dreistigkeit oben drauf:
In diesem Fall soll ich gleich einen kompletten »Gastbeitrag« als meinen eigenen platzieren, wie »üblich« ohne Kennzeichnung:
Für uns ist es wichtig, dass der Beitrag nicht als „Sponsored“ oder „Werbung“ gekennzeichnet wird.
Niemals!
Außerdem würdet ihr doch sofort merken, wenn hier ein Beitrag nicht aus meiner Schmiede käme. Spätestens dann, wenn das Gürteltier auf dem Hoverboard fehlt :-p
Anfrage (natürlich) abgelehnt!
Anfrage 3: Unpassende Produkte
Sowas passiert leider häufig: Anfragen, die randommäßig (hey; das ist ja hippe Jugendsprache, cool!) verteilt werden, mit Produkten, die nicht zum Inhalt meines Blogs passen.
Ich lese die Nachricht am Smartphone und schon beim Klick auf die Homepage wird mir nach 1/250 sec. klar, dass es hier um irgendwelchen Beautykram geht. Was hat das mit Landschaftsfotografie zu tun?
Die Lust zum Antworten vergeht mir. Ich schiebe die Anfrage direkt in den SPAM-Ordner. Doch kurz darauf kommt der Reminder:
Wir sind große Fans Deines Contents und würden uns gerne mit Dir über eine Zusammenarbeit austauschen.
Nein. Seid ihr nicht! Ihr kennt meinen Blog doch gar nicht. Aber gut, wozu aufregen.
Anfrage (schon wieder) abgelehnt!
Anfrage 4: Reichweite steigern
Solche Anfragen kommen häufig auf Englisch. Heute mal auf Deutsch, passend zu meiner *.de-Top-Level-Domain 🙂
Hier wird mein letzter Harz-Beitrag referenziert, mit dem Hinweis, noch deutlich informativere Artikel zu schreiben. Da bin ich ja direkt in meiner Ehre gekränkt. Aber ja, es kommt immer einer der besser ist und es dient ja zur Steigerung meiner Reichweite 🙂
Anfrage (nicht ernst genommen, aber freundlich) abgelehnt!
Doch hey, sagte ich nicht, dass ich solche Anfragen für gewöhnlich auf Englisch bekomme. Elena versucht es erneut. Neue Sprache, neues Glück?
Article must not be any text like sponsored or advertise or like that.
Zisch ab, my darling 🙂
Anfrage 5: Für Fotos nicht bezahlen wollen
Das letzte Beispiel schlägt die Brücke zum eigentlichen Fokus meines Blogs: Der Fotografie. Regelmäßig bekomme ich Anfragen zur Nutzung meiner Fotos (gewerblich und privat). Einige sind aber besonders dreist.
Die Anfrage kommt übrigens von einem promovierten Rechtsanwalt, der natürlich kein Geld für kleine Fotografen wie mich übrig hat. Dafür soll ich aber mein kleines Gürteltier-Logo aus meinem Foto entfernen, damit er es sich in sein Arbeitszimmer hängen kann. Im Gegenzug bietet er mir an:
Ich würde Ihren Namen und Kontaktangaben gerne auf der Rückseite vermerken.
Auf der Rückseite eines Wandbildes? Na super. Wie nett. Er sollte im Frühling auch gleich in seiner Autowerkstatt nachfragen, ob sie ihm kostenlos die Sommerreifen draufziehen, wenn er im Gegenzug den Namen der Werkstatt mit Kreide auf die Innenseiten seiner Winterräder schreibt.
Anfrage (erst gar nicht beantwortet und damit) abgelehnt!
Fazit
Ich freue mich über Kooperationsanfragen. Wirklich. Und ich verschenke auch gern meine Fotos für private Zwecke. Mache ich regelmäßig. Aber bitte: Wenn ihr mit mir zusammenarbeiten wollt, dann auf einer professionellen Ebene; seriös, transparent und inhaltlich passend. Ansonsten spart euch bitte die Anfragen.
Und dir, lieber Leser meines Blogs sei versichert, dass ich dieser Linie weiterhin treu bleiben werde. Das hier ist mein privater Ausgleich. Mein Geld verdiene ich als Informatiker und bin nicht darauf angewiesen, für ein paar schmutzige Euros meine Leserschaft zu vergraulen. Denn für eine schönere Haut muss ich keine Beauty-Produkte bewerben, da reicht die Frequenztrennung in Photoshop 🙂
13 Kommentare
Hallo Thomas,
Es ist schon unglaublich, was so an Anfragen kommt – aber das Angebot mit der Namensnennung auf der Bildrückseite ist so unverschämt, dass es schon wieder lustig ist.
Ich wünsche Dir alles Gute für neue Jahr.
Viele Grüße
Richard
Hallo Richard,
mit etwas Abstand betrachtet ist das wirklich witzig, ein wenig schmunzeln muss ich jetzt auch 🙂
Aber trotzdem zeigt es, wie es mit der Wertschätzung gegenüber uns Fotografen steht. Der Markt ist ziemlich kaputt, bzw. die Vorstellung darüber, was wir tatsächlich leisten, eine falsche. Selbst kostenlos ist wohl zu teuer ^^
Wie ist das bei dir? Bekommst du auch solche Anfragen oder hattest negative Erfahrungen?
Gruß
Thomas
Die fehlende Wertschätzung für die Arbeit oder Leistung anderer ist leider weit verbreitet – nicht nur im Internet.
Wirklich negative Erfahrung mit so unseriösen Anfragen hatte ich noch nicht, die meisten ignoriere ich einfach. Zumal die meisten einfach nur einen vorgefertigten Text an hunderte Mailadressen senden und hoffen, dass vielleicht welche darauf eingehen. Das muss aber oft genug klappen, sonst gäbe es nicht so viele.
Bei so besonders dreisten „Angeboten“, wie in dem Beispiel mit dem Anwalt, lasse ich mich aber doch manchmal zu einer kreativen Antwort verleiten.
Schon ein wenig amüsant, was da so kommt. Einfach nicht nerven lassen. Interessant fand ich Paddy Ludolph (Neunzehn72), der in einem Video erzählt hat, wie viel er durch Abmahnung bei Urheberrechtsverstößen bei seinen Bildern verdient. ^^ Ist sowas auch ein Thema bei dir, also Bilderklau?
Gibt es eigentlich eine Aufsichtsbehörde, die bei Verstößen gegen die Kennzeichnungspflicht bzw. bei solchen Anfragen zuständig ist?
Liebe Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
Bilderklau ist bei mir auch ein Thema, kommt aber bei Weitem nicht so oft vor wie bei Paddy. Dafür bin ich zu unbedeutend.
Meine Bilder finde ich gelegentlich in Reisemagazinen, Foren und auch Online-Shops wieder. Zuletzt wurde dort „mein“ gelbes Zelt verkauft. Gefunden über die Google-Bildersuche.
Ein aktueller Fall ist sogar hier in meiner Heimatstadt. Da verwendet ein Augenoptiker eines meiner Bilder aus Halle (Saale) auf seiner Webseite. Ungefragt. Schon frech.
Vielleicht ist der Paddy-Ansatz gar keine schlechte Idee. Ich hatte schon vor 3 Jahren mal drüber nachgedacht meine Fotos bei einer solchen Agentur hochzuladen, die sich dann eigenständig um die Vergehen kümmert.
Wäre auch einen Blogbeitrag wert: »Wie viel verdient ein Hobbyfotograf am Bilderklau« ^^
Zum Thema Schleichwerbung finden sich viele Quellen zur Gesetzeslage im Netz, z.B. hier: https://www.urheberrecht.de/schleichwerbung/
Mir geht es aber weniger um die „Straftat“ an sich, sondern viel mehr ums Prinzip: Mein Blog ist keine Werbeplattform und erst recht keine, die es dann auch noch verschleiert 🙂
In diesem Sinne, bis zum nächsten Beitrag
Thomas
Moin Thomas,
bekommst du etwa gar keine „Kooperations“-Anfragen zu irgendwelchem Billigschrott aus Maos Parteizentrale? Ok, gemeinhin stellen die Kameraden weniger, bis gar keine Bedingungen, aber im Endeffekt ist das ja auch nur Kernschrott, den die einem da zuschicken wollen.
frohes neues Jahr noch und beste Grüße
Ben
Doch, aber sowas landet direkt im SPAM. Da schau ich keine 10sec. drauf, sowas lösche ich direkt am Handy weg.
Erst wenn Mao mit mir Mau-Mau sielen will, werde ich hellhörig :-p
Hallo Thomas, seit längerem schon lese ich deinen Newsletter und der neue Blogeintrag ist ein guter Anlass, mich mal bei dir zu melden. Ich bin ein 55-jähriger Wiedereinsteiger in die Fotografie und lerne viel von dir. Dafür ein herzliches Danke! Dein Ton ist unverwechselbar, humorvoll, manchmal (selbst-)ironisch und immer auf den Punkt. Ich finde es gut, dass du auch mal „andere“ Themen präsentierst wie diese unsäglichen „Kooperationsanfragen“, die nichts anderes wollen, als deine Reichweite und deinen Inhalt als Trittbrett für Werbung zu benutzen. Dreist und plump auch die Anfrage auf kostenlose Nutzung deiner Bilder ohne Beachtung des Urheberrechts. Wie frech ist das denn!
Ich schätze deinen unbestechlichen Blick auf derartigen Unsinn. Schön, dass es im Internet Inseln wie Blogografie gibt. Alles Gute für 2022 und nochmals: Danke!
Hallo Frank, dir gilt mein Dank! Oh, das reimt sich sogar.
Warte: Ich starte nochmal neu …
Herzlichen
FrankDank für das tolle Feedback 🙂Dein Kommentare war motivierend und ebenfalls auf den Punkt. Schön zu wissen, dass du regelmäßig meine Beiträge verfolgst und daraus etwas mitnehmen kannst.
Es grüßt dich herzlich von der Insel:
Thomas
Hallo Thomas,
….lange nichts geschrieben aber immer noch fleissig am Lesen. Finde es Klasse wie Du mit den unseriösen Anfragen umgehst….weiter so, bleib bitte Deiner Linie treu. Ist halt echt nervig weil auch viel private Zeit damit draufgeht. Aber selbst bei mir in der Arbeit habe ich regelmäßig „zwielichtige“ Anfragen von Lieferanten oder Dienstleistern; man glaubt es kaum was einem da alles angeboten wird.
Lass Dir dadurch Deine Gute Laune fürs Schreiben Deiner herrlich amüsanten Beiträge nicht verderben. Danke für Deinen Content……
Hallo Wolfgang,
lang nicht mehr kommentiert, aber trotzdem sofort wiedererkannt 🙂
Danke für dein Feedback. Freut mich zu hören, dass ich mit den skurrilen Anfragen nicht alleine bin.
Sehr schön geschrieben!
Ich habe selber einen Finanz- und Buchblog und bin über die Suche wegen diverser Anfragen (Gastartikel, “Kooperationen) auf deinen Blog gestoßen. Musste teilweise sehr lachen, weil mir die e-Mails sehr bekannt vorkommen.
Einen schönen Abend noch
LG Anna
Hallo Anna,
witziger Zufall. Willkommen auf meinem Blog. In Sachen Kooperationen sitzen wir alle im gleichen Boot und lachen gemeinsam 🙂
Gruß
Thomas