Wenn du auf der Suche nach den schönsten Fotospots auf Amrum bist, bist du hier goldrichtig. Ich war diesen Sommer gleich zweimal auf der Insel und habe sie als Fotograf ausführlich erkundet – mit Kamera, Fahrrad und jeder Menge Geduld im Gepäck. In diesem Beitrag zeige ich dir meine liebsten Orte zum Fotografieren und verrate, welche Herausforderungen Amrum für Fotografen bereithält.
Anreise nach Amrum – das Abenteuer beginnt
Nach gut sieben Stunden Fahrt rollt der Zug in den Hafen von Dagebüll Mole ein. Warum ich bei »Dagebüll« an Dagobert Duck denken muss? Keine Ahnung. Vielleicht, weil beides mit Wasser und Schatzsuche zu tun hat. Doch anstatt Goldmünzen gibt’s hier Regen. In Strömen.


Nur acht Minuten bleiben mir, um Gepäck und Kameraausrüstung vom Zug aufs Schiff zu hieven. Und während ich mich frage, was der Hafen mit dem WDR zu tun hat – wir sind in Norddeutschland, müsste es nicht der NDR sein? – wird mir am Rumpf des Schiffs klar; es geht hier nicht ums Fernsehen. Gemeint ist die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.), deren Fähre ich gerade betreten habe.

Die Überfahrt nach Amrum dauert 90 Minuten. Ich stehe einsam auf dem riesigen Deck. Während der Wind mir die Kapuze vom Kopf reißt, tauchen links vom Schiff – sorry, es heißt Backbord! – die ersten Seehunde und Kegelrobben auf den Sandbänken auf. Ein traumhaftes Motiv – wäre da nicht der Nieselregen und mein fehlendes Teleobjektiv.

Workation auf Amrum – Zwischen Laptop und Leuchtturm
Die kommenden vier Wochen wird Amrum die temporäre Heimat meiner Familie sein. Zwei Wochen werde ich sie begleiten, wobei ich zwischendurch kurz in den Süden reise, um eine Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran zu starten. Ein wilder Mix, ich weiß.
Da ich (leider) nicht mit unbegrenzten Urlaubstagen ausgestattet bin, habe ich mir eine separate Ferienwohnung gebucht. So kann ich tagsüber arbeiten, den Nachmittag mit der Familie verbringen und zum Sonnenuntergang noch das ein oder andere Foto machen. Neumodisch »Workation« genannt. Eine Kombination aus Arbeit und Urlaub.

Dass auf meinen Reisen meistens etwas schiefgeht, ist den Stammlesern längst bekannt. Mein Koffer, den ich per Gepäcktransport auf die Insel verschifft habe, ist bereits seit einer Woche verschollen. Aber wundern tut mich sowas schon lange nicht mehr. War bei meiner Fotoreise auf den Lofoten bekanntlich auch so.

Doch verschwenden wir die kostbare Lebenszeit Lesezeit nicht mit belanglosen Themen. Kaum angekommen, vibriert mein Handy: Aurora-Alarm!

Polarlichter über Amrum?!
Die Aurora-App habe ich seit meiner Island-Reise installiert. Dass sie genau jetzt anschlägt, hätte ich aber nicht erwartet.

Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster bestätigt die Prognose: Es ist mitten in der Nacht und plötzlich hell am Horizont! Ich schnappe mir die Kamera und renne rüber zum Strand von Wittdün. Und tatsächlich: ein helles Band mit goldenem Schein liegt über der Nordsee.

Was leider ausbleibt, ist das echte Spektakel: Kein tanzend grünes Feuer am Himmel, wie ich es in Island erleben durfte.
Doch ich gebe nicht auf! Vielleicht bin ich am falschen Ort. Mir scheint es in der „Stadt“ zu hell zu sein. Ich schnappe mir mein Fahrrad, was ich für vier Wochen beim Norddorfer Fahrradverleih gemietet habe und radle Richtung Inselmitte. Mein Ziel: einen erhöhten Standpunkt zu finden, mit Blick über die gesamte Insel.

Als Ortsfremder in der ersten Nacht eine großartige Idee. Bereits nach zwei Minuten bin ich im Wald und es ist so dunkel, dass ich die Orientierung verloren habe. Ich starte die Kompass-App, um zu schauen, wo Norden ist.

Aber wohin fahren? Spontan fällt mir nur der Leuchtturm ein, den ich bei der Anreise gesehen habe. Doch welche Eigenschaft könnte ein Leuchtturm in der Nacht wohl haben? Er leuchtet. Genau das, was ich nicht gebrauchen kann :-p
Ich stelle mein Fahrrad am Campingplatz ab und laufe entlang der befestigten Wege durch die Dünen, um weiter an Höhe und vor allem Abstand zum Leuchtturm zu gewinnen. Endlich habe ich freie Sicht zum Himmel. Doch abseits vom erwähnten hellen Band am Horizont ist von echten Polarlichtern auch hier nichts zu sehen.

Schade. Das wäre echt ein kolossaler Auftakt gewesen, den ich auf meinem Blog so richtig gefeiert hätte. Was aber bleibt, ist die Vorfreude auf die kommenden Tage, in der Hoffnung auf einen steigenden KP-Index in der Aurora-App. Kleiner Spoiler: Hat leider nicht geklappt … 🙁
5 Fotospots auf Amrum, die du kennen solltest
Kommen wir zum eigentlichen Kern des Blogbeitrags: Als Insulaner auf Zeit stellt sich die Frage: Was kann man auf Amrum eigentlich fotografieren?
1. Der Leuchtturm von Amrum – das rote Wahrzeichen
Er ist das Postkartenmotiv schlechthin: der Amrumer Leuchtturm. Mit 41,8 Metern Höhe ist er einer der Größten an der deutschen Nordseeküste.

Besonders schön: Man kann ihn sowohl bei Sonnenaufgang als auch bei Sonnenuntergang perfekt ins Bild setzen.


Tipp: Vom nahegelegenen Campingplatz hast du eine tolle Perspektive, wenn du den Weg Richtung Strand läufst.

Das Besondere daran: Zelte mitten in den Dünen! Wo gibt’s denn sowas?



Entlang des Weges lässt sich der Leuchtturm auch mit diversen anderen Vordergründen fotografieren. Hier kannst du dich kreativ austoben.


Für 8 Euro kannst du den Turm auch besteigen (172 Stufen – Training inklusive).

Der Ausblick ist spektakulär, fotografisch aber eher Luftbild als Kunstwerk. Spannend fand ich aber die akrobatische Einlage meiner Tochter, in perfekter Symbiose zum Leuchtturm.

2. Leit- und Quermarkenfeuer Norddorf – klein, aber oho
Ein zweiter, deutlich kleinerer Leuchtturm steht in Norddorf. Der Weg dorthin beginnt an der sog. Vogelkoje, neben einem Tiergehege, wo man in aller Ruhe Gänse, Enten und Damwild fotografieren kann.

Das Leit- und Quermarkenfeuer erreicht man von dort über einen Bohlenweg, der sich deutlich zieht. Es sind locker 20 Minuten Fußweg (Fahrräder verboten).

Das Leitfeuer ist winzig, fast schon schüchtern. Es versinkt aus der Ferne förmlich in der Landschaft. Noch dazu wird es von einem Hügel verdeckt.

Eine bessere Perspektive bekommt man, wenn man direkt davorsteht. Entweder von oben …

oder von unten, mit der Holztreppe davor.

Den Blick Richtung Süden könnte ich mir bei wolkenfreiem Nachthimmel sehr gut vorstellen, hier die Milchstraße zu fotografieren. Probier das gern mal aus, wenn es die Bedingungen zulassen.
Prädestiniert ist das Leit- und Quermarkenfeuer für Fotos zum Sonnenaufgang. Besonders im Herbst steht die Sonne perfekt.

Im Dezember kannst du sie sogar direkt über dem Turm aufgehen sehen.

Ich war leider zur „falschen“ Zeit am richtigen Ort und »habe heute leider kein Foto für dich«.
3. Kniepsand – Sand, soweit das Auge reicht
Der Kniepsand ist Amrums Markenzeichen: 15 Kilometer Strand, 1,5 Kilometer breit – Europas größter Sandstrand. Klingt nach Paradies, ist fotografisch aber tricky. Es fehlt schlicht der Vordergrund.

Klar, dramatische Wolken können das Ganze gut kompensieren. Doch mir ist kein sehenswertes Foto gelungen. Die meiste Zeit habe ich den Sonnenuntergang daher nur als stiller Zuschauer bewundert.

Aber lass dich davon nicht entmutigen. Versuch’s mit Strukturen im Sand, Spiegelungen in Wasserläufen oder Möwen im Gegenlicht.

Schau dich einfach in den Dünen um. Hier lässt sich immer ein Vordergrund finden, auch wenn dann das Meer nicht mehr im Bild ist.

4. Reetdachhäuser in Nebel – nordische Gemütlichkeit
Im Ort Nebel (914 Einwohner) findest du die schönsten Reetdachhäuser der Insel – eingerahmt von Stockrosen, Hortensien und Kopfsteinpflaster. Perfekt für Detailaufnahmen und Architektur-Fotografie. Frühmorgens, wenn der Tau noch auf den Blüten liegt, ist das Licht besonders weich.



5. Die Amrumer Windmühle
Die alte Amrumer Windmühle ist Wahrzeichen, Heimat-Museum und Fotospot in einem. Je nach Tageszeit und Windrichtung sind die Räder der Mühle anders ausgerichtet. Hier kann man sich in verschiedenen Perspektiven austoben.

Frühmorgens oder am späten Nachmittag, wenn das Licht flach einfällt, wirken die Konturen besonders plastisch.
Stilblüten am Wegesrand
Neben diesen fünf Fotospots findet man natürlich viele weitere Motive, die aus der Situation heraus ein Foto wert sind. Vom niedlichen Hund, der geduldig am Steuer eines alten VW-Bullis wartet,

unzählige außergewöhnliche Blüten, die sich fotogen im Wind wiegen,

oder der Tisch am Strandkorb, der aussieht, als hätte jemand mit einem Textmarker die Realität bearbeitet.

Fazit – Amrum liebt den, der schaut
Amrum ist keine Insel für faule Fotografen. Die Motive springen dich nicht an – du musst sie suchen, spüren, erarbeiten. Aber genau das macht den Reiz aus. Zwischen Wind, Sand und Stille entstehen ehrliche Bilder.
Und um abschließend noch den Bogen zu Dagobert Duck zu schlagen: Einen Schatz habe ich doch gefunden. Einen riesigen Bernstein! Voll cool, oder?

4 Kommentare
Hey Thomas,
Hier im Norden Deutschlands ist es heute sehr ungemütlich windig und kalt. Daher, perfektes Wetter um deinen neuen Beitrag zu lesen. Meine Tochter würde jetzt sagen das Wetter ist so Cozy 🙂
Toller Beitrag. Tolle Fotos und anscheinend eine tolle Insel. Meine Frau wollte da schon oft hin, mir hast du mit deinem Beitrag schon etwas Lust auf die Insel gemacht.
Danke und einen tollen Sonntag nach Halle an der Saale.
LG Andreas
Hallo Andreas,
für einen Familienurlaub eignet sich Amrum hervorragend, wir hatten eine wunderbare Zeit.
Die Insel bringt die pure Entschleunigung. Amrum ist wie Sylt, nur ohne Schickimicki; und vor allem: Ohne Menschen. Am riesigen Strand ist man meist komplett allein. Mit dem Rad kann man wunderbar die Insel erkunden. Mit Pferden über die Insel (am Strand!) reiten. In einem der (wenigen) aber wirklich niedlichen Cafés einkehren. Ein Wattwanderung nach Föhr erleben (war mir leider aufgrund des hohen Wasserstands nicht möglich). Es gibt so viel zu erleben. Macht das auf jeden Fall. Uns hat es super gut gefallen und wir kommen auf alle Fälle wieder!
Gruß
Thomas
Zwei Erkenntnisse aus Deinem Beitrag:
1. Die Nordsee / das Meer holt mich persönlich mehr ab als die Berge. Schon allein weil Leuchttürme so ein tolles Motiv sind. 😀
2. Ich muss definitiv wieder einen Familienurlaub auf einer Insel, die sich auch nach einer anfühlt, einplanen. Ich bin auch ein großer Fan der ostfriesischen Inseln.
Dank dir für den tollen Text, die Inspiration und die Bilder. 🙂
Liebe Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
danke für dein Feedback. Gut zu wissen, was bei euch Lesern besser ankommt. Ich schwanke ja ständig zwischen Berg und Meer ^^
Wobei ich gerade wieder 2 Wochen in den Alpen war. Es wird also zwangsläufig noch ein alpiner Beitrag folgen, sorry dafür :-p
Und zu 2.) Da gebe ich dir absolut Recht. Eine echte Insel hat ein ganz anderes Flair. Amrum erreicht man nur per Schiff, es gibt auf der Insel nur wenige Autos. Wenn die letzte Fähre des Tages ablegt, ist man quasi ganz für sich allein. Eine himmlische Ruhe. Ich habe große Sehnsucht, wenn ich daran zurückdenke.
Empfehle kann ich übrigens auch die Westfriesischen Inseln, da war ich mal eine Woche auf einem Plattbodenschiff segeln. In Makkum gestartet, rüber nach Texel -> Vlieland -> West-Terschelling -> Ameland und zurück. Mega cool. Aber leider keinen Blogbeitrag geschrieben.
Das Schreiben kostet leider immer mehr Zeit, als die Reisen selbst.
Aber so läuft das Business als Retro-Blogger eben, ist schon ein wenig antiquiert was ich hier treibe. Freut mich aber, wenn es gelesen wird.
In diesem Sinne: Wie immer vielen Dank für deinen Kommentar.
Gruß
Thomas