Ihr kennt das sicher: ihr wollt etwas fotografieren, doch es ist hinter einer Scheibe. Das kann ein Tier im Zoo sein, der Ausblick durch ein geschlossenes Fenster oder die Landschaft, die ihr während einer Zugfahrt bewundert. Ihr greift zur Kamera und macht ein Foto. Doch die Reflexion in der Scheibe macht das Bild unbrauchbar. Wie man solche Spiegelungen vermeiden kann, erkläre ich euch in diesem Beitrag.
Wie entstehen Reflexionen in der Scheibe?
Das Grundproblem ist der Helligkeitsunterschied. Ist es hinter der Scheibe dunkler als davor, wirkt das Glas fast wie ein Spiegel. Starkes Sonnenlicht, Verunreinigungen oder gar Kratzer in der Scheibe verstärken den Effekt.
Was ist die Lösung?
Klar, werden jetzt einige sagen: mit einem Polfilter kann man Spiegelung neutralisieren. Ja, teilweise. Doch nehmen wir an, ihr habt keinen Polfilter dabei. Vielleicht fotografiert ihr nur mit dem Smartphone? Die Frage ist: wie gelingen euch dennoch gute Fotos? Die Reflexion ist da, das süße Gürteltier ebenfalls: aber es flitzt hinter einer dicken Scheibe umher.
Tipp Nr. 1: Presse das Objektiv direkt an die Scheibe
Um den Helligkeitsunterschied abzumildern und das einstrahlende Licht auszublenden, müsst ihr so nah wie möglich an die Scheibe ran. Und mit »nah« meine ich richtig nah: presst das Objektiv direkt auf die Glasscheibe. Damit blendet ihr das störende Umgebungslicht aus, was sich in der Scheibe spiegelt.
Auf diese Weise könnt ihr sogar spannende Effekte erzielen. Das nachfolgende Foto ist am Bahnhof in Leipzig entstanden. Mein Ultraweitwinkel-Objektiv habe ich direkt an die Seitenscheibe einer alten E44-Lok gehalten.
Damit konnte ich die Spiegelung des Parkhauses hinter mir abmildern. Gleichzeitig hat sich eine Silhouette meines Kopfes gebildet, die den Blick des Betrachters in den Innenraum der E-Lok lenkt. Mit Normalbrennweiten oder einem leichten Teleobjektiv könnt ihr die Reflexionen vollkommen ausblenden. Dann klappt es auch mit dem Gürteltier.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr beim Auslösen der Kamera weniger verwackeln könnt. Achtet aber darauf, dass das Glas vom Objektiv nicht die Scheibe berührt: das gibt sonst sehr unschöne Kratzer auf der Linse! Besonders anfällig sind Weitwinkelobjektive mit gewölbter Linse. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die Gegenlichtblende auf dem Objektiv lassen. Probiert es aus, es funktioniert hervorragend.
Tipp Nr. 2: Setze den Weißabgleich manuell
Häufig sind Scheiben eingefärbt. Das wirkt sich negativ auf den automatischen Weißabgleich aus. Meist ist das Bild dann zu bläulich oder wirkt generell flau und künstlich. Wer nicht im RAW-Format fotografiert, sollte an dieser Stelle mit einem manuellen Weißabgleich arbeiten.
Tipp Nr. 3: Nutze den Dunstentfernen-Filter in der Nachbearbeitung
Den finalen Schliff bekommen die Bilder in der Nachbearbeitung. Ideal zur Beseitigung von Reflexionen und Grauschleier ist der Dunstentfernen-Filter von Adobe Lightroom / Camera-Raw. Es ist ein sehr nützlicher Regler, der fast schon magisch wirkt. Er wird zur Kontraststeigerung verwendet; ähnlich wie der Klarheitsregler. Leider gibt es die Dunstentfernen-Funktion nur in den Versionen der Creative Cloud (CC). Wer mit Lightroom 6 in der Kaufversion arbeitet, muss dennoch nicht aufs Dunstentfernen verzichten. Adobe hat lediglich den Regler ausgeblendet. Der Filter lässt sich aber über Vorgaben anwenden. Ein entsprechendes Preset könnt ihr z.B. kostenlos bei gwegner.de herunterladen.
Mit dem Dunstentfernen-Filter lassen sich die Reflexionen ganz einfach entfernen. In der Nachbearbeitung wird dann noch der Weißabgleich ein wenig ins warme gezogen. Aus einem flauen Foto wird dann ein klares, kontrastoptimiertes und »schönes« Foto. Auch wenn ich es bedauere, dass solche Großtiere im Zoo gehalten werden.
2 Kommentare
Ich male mit Leidenschaft seit meiner Kindheit. Später war es ein Teil meines Arbeitsgebietes (Restaurator im Museum Vor und Frühgeschichte) Jetzt bin ich berentet und wie das im Leben so ist habe ich seit geraumer Zeit Parkinson. Das Malen ist jetzt für mich ein Indikator meiner Beweglichkeit der Finger! Meine Ergebnisse lassen sich noch gut anschauen, mache sogar ab und an Ausstellungen und verkaufe auch das ein oder andere Bild. Für mich ist ein Bild erst fertig wenn es einen Passepartout und Rahmen hat. Die Anzahl der Bilder nimmt zu und ich würde mir gerne einen Art Katalog erstellen. Doch leider bekomme ich fast keine Aufnahme hin ohne Spieglung. Es gibt natürlich verspiegeltes Glas das ist mir aber bei der Anzahl der Bilder zu teuer. Ich kaufe mir auch Bilderrahmen auf dem Flohmarkt doch die wenigsten haben verspiegeltes Glas! Gib es eine Folie oder eine Möglichkeit mein Problem zu lösen.
Mit freundlichen Grüssen
Georg Schuetz
Hallo Georg,
in diesem Beitrag geht es darum, wie man Spiegelung bei der Aufnahme eines Fotos vermeiden kann. Deine Frage zielt aber darauf ab, wie man Spiegelungen im Glas bei Bildern vermeiden kann, die man im Rahmen an der Wand hängen hat. Richtig?
In einem solchen Fall, wenn verspiegeltes Glas die zu teure Option ist, bevorzuge ich die Alternative, das Glas einfach ganz wegzulassen. Dazu habe ich bereits einen Blogbeitrag geschrieben, den du hier nachlesen kannst: 5 Schritte zur kreativen Wandgestaltung mit deinen Fotos
Gruß
Thomas